Reloaded: Nachgefragt bei … Holly

Header von UmblätternFoto: Holly

Seit fast zehn Jahren bloggt Holly über Bücher, davon fast neun Jahre auf umblaettern.com. Damit zählt sie selbst unter den Interviewpartner*innen für „Reloaded: Nachgefragt bei …“ zu den ältesten Blogger*innen. In letzter Zeit war Holly etwas weniger aktiv, doch sie arbeitet an einem neuen Konzept – ich bin schon sehr gespannt! [Update der Redaktion: Seit einiger Zeit ist Holly nun unter Reasons why zu erreichen.] Außerdem hat sie mich mit ihrer Antwort, was eine gute Rezension ausmacht, zum Nachdenken gebracht und mich zur Twitterumfrage geführt: Braucht eine Rezension eine Inhaltsangabe? Was sich sonst noch so seit dem ersten Interview im Juli 2010 verändert hat, erfahrt Ihr im Interview!

Hat sich in den Jahren seit deinem Interview die Ausrichtung deines Blogs geändert oder gab es andere gravierende Änderungen am Blog?

Irgendwie ändert man ja immer das eine oder andere – den Rezensionsaufbau, die Bilder, den Header. An irgendwas gebastelt habe ich immer. Momentan arbeite ich aber an einem neuen Konzept – im letzten Jahr stand mein Leben extrem Kopf und plötzlich war mir mein Blog recht fremd geworden. Das will ich dringend wieder ändern. Kann also sein, dass man ihn im neuen Jahr dann nicht mehr wiedererkennt. Ich hoffe, dem Blog und mir tut dieser kleine Neustart gut.

Verwendest du mehr oder weniger Zeit zum Bloggen als früher?

Weniger, einfach, weil ich viel weniger freie Zeit habe als früher.

Was sind aus deiner Sicht die größten Veränderungen bei den Buchbloggern?

Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass erfolgreiches Bloggen auch ein wenig Entertainment geworden ist. An sich finde ich das toll und bewundere jeden, der so offen und selbstbewusst ist, das mitzumachen. Ich lese diese Blogs gerne, ich gehöre nur nicht zu denen, die gerne ihr Gesicht vor eine Kamera halten, ob nun als Foto oder bewegte Bilder. Auch der Fokus auf Social Media liegt viel höher. Twitter, Facebook, Instagram, Snapchat – irgendwie scheint man alles füttern zu müssen, um sichtbar zu sein. Aber nur selten gelingt es, auch wirklich die Person und ihre Leidenschaft dahinter zu sehen – vieles wirkt auf mich wie eine aufgesetzte Fassade. Hauptsache, alle Bilder haben denselben Filter und keines sticht heraus. Das ist bei der mittlerweile großen Masse an Bloggern dann schwierig, weil alles trotz der sicher großen Mühe, die dahinter steckt, schön anzusehende Einheit ist, aber keine Individualität mehr sichtbar ist.

Positiv sehe ich die Entwicklung dahin, nicht mehr alles kritiklos zu beklatschen. Die Forderung nach Diversität, korrekter Repräsentation und die daraus entstehenden Diskussionen halte ich für essenziell für eine Weiterentwicklung vor allem im Jugendbuch-Bereich.

Fast jeder langjährige Buchblogger hat schon einmal eine Flaute erlebt, wo er wenig bis überhaupt nicht gebloggt hat. Was hat dich zum Weitermachen bewegt?

Dass man doch immer etwas zu sagen hat, auch wenn sich das, was man an die Außenwelt trägt, sich irgendwann vielleicht verändert. Rezensionen schreibe ich mittlerweile meist eher mühsam, vor allem dann, wenn Bücher nur mittelmäßig waren. Lieber rede ich über Themen, die mir im Buchbereich auffallen – positiv oder negativ.

Viele Blogger haben ihren Buchblog in den letzten Jahren aufgegeben, sei es aus Zeitmangel oder sich verändernden Interessen. Welche Buchblogger vermisst du am meisten?

Katrin von Buchsaiten, eindeutig. Ich folge ihr noch bei Instagram, weil wir beide Lehrerinnen sind und ich gerne sehe, was sich da noch bei ihr tut. Dass sie nicht mehr über Bücher bloggt, finde ich aber sehr schade. Es gibt sicher noch viele andere, die ich bei näherem Nachdenken vermissen würde, aber sie fällt mir da am deutlichsten auf. Nina von Libromanie sicher auch, aber die hat ja meines Wissens nicht komplett aufgehört, nur den Schwerpunkt geändert.

Dafür haben aber auch viele Blogger neu angefangen. Nenn uns doch drei neue Buchblogs, die du empfehlen kannst!

Kunterbunte Flaschenpost wegen ihrer Kreativität
The Written Word wegen ihres unermüdlichen Einsatzes und ihren stahlharten Nerven bei Diskussionen mit Idioten
Stehlblüten, weil sie für mich ein Musterbeispiel dafür ist, wie man einem Blogger seine Begeisterung einfach vollständig abnimmt

Hat sich dein Anspruch an eine gute Rezension geändert?

Ich lese kaum mehr Rezensionen. Wenn sie schon schnöde mit einer Inhaltszusammenfassung beginnen, höre ich schon auf. Ich möchte wissen, was genau diesen Rezensenten jetzt an dem Buch begeistert oder geärgert hat. Rezensionen nach Schema F finde ich bis heute einfach echt schnöde. Lieber kurz und knackig. Dennoch finde ich, dass man irgendwo auch den Respekt vor dem Autoren nicht verlieren sollte – viel zu oft werden Verrisse schrecklich persönlich und beleidigend. Hinter jedem Buch steht ein Mensch mit Gefühlen – das vergessen viele.

Ist deine Einstellung zu Rezensionsexemplaren mittlerweile eine andere?

Ich habe jetzt seit einiger Zeit keine mehr angenommen, auch wenn es manchmal verlockend war. Vieles ist am Ende dann eher so naja und ich quäle mich dann mit einer Rezension, in der ich nichts zu sagen habe. Ein selbst gekauftes Buch kann ich kommentarlos wegstellen oder verschenken. Ein Rezensionsexemplar nimmt mich so in die Pflicht. Das stresst eher.

Liest du mehr oder weniger als früher?

Weniger. Wenn ich daran denke, wie wenige Bücher ich jetzt im Monat beende, blutet mir fast das Herz.

Ist dein Lieblingsgenre unverändert? Oder hast du mittlerweile einen anderen Lesegeschmack?

Ich lese immer noch dasselbe – Kinder- und Jugendbücher, Erfahrungsberichte, Humoriges. Mit meiner Auswahl bin ich aber kritischer. Wenn ein Klappentext schon nach derselben öden Story klingt, bei der die Protagonisten austauschbar sind, lasse ich das Buch eher stehen. Auch, wenn ich gehört habe, dass es in so wichtigen Themen wie Diversität, Ableismus, Faminismus etc kritisch anzunehmen ist, bleibt das Buch eher im Regal.

Durch das Fortschreiten der Technik sind eBooks wesentlich häufiger als früher. Auch ist es leichter geworden, an Hörbücher zu kommen. Hat dies auch deine Lesegewohnheiten verändert?

Eigentlich nicht. Mein Hörbuchkonsum war zwischendrin mal ziemlich groß, aber mein neues Auto hat keinen CD-Player und der innere Schweinehund hindert mich daran, die CDs auf USB-Stick zu ziehen. Anders als im Auto konnte ich noch nie Hörbücher anhören, da ist meine Aufmerksamkeitsspanne zu kurz. E-Books finde ich bis heute anstrengend und benutze den Kindle nur für PDFs, weil ich am Laptop zu lesen noch anstrengender finde.

Hat sich etwas bei deinem SuB verändert?

Der erschlägt mich immer noch. Hin und wieder sortiere ich aus – aber Ihr kennt das. Man trennt sich so schwer.

Und zu guter Letzt: Wenn du auf das erste Interview schaust, würdest du eine Frage anders beantworten und wenn ja, was wäre deine heutige Antwort drauf?

Das alte Interview passt schon zu der Zeit, in der ich es ausgefüllt habe.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!

Übrigens: Auf der nächsten Seite findet Ihr das erste Interview von vor fünf Jahren!

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