Kaufhausserien im Vergleich: „Mr. Selfridge“ und „The Paradise“

Diese beiden Serien gegenüberzustellen bietet sich nicht nur wegen des ähnlichen Handlungsortes von „Mr. Selfridge“ und „The Paradise“ an. Da ich mich mit den Jahren immer mehr zu einem Fan von britischen TV-Serien, die in der Vergangenheit spielen, entwickele, ist es wenig verwunderlich, dass ich mich für beide Serien erwärmen konnte. Nachfolgend stelle ich sie Euch vor und vergleiche sie.

Um Spoiler zu verhindern, beziehen sich die Inhaltsangaben lediglich auf den Beginn der ersten Staffeln und auch die Meinungsteile versucht keine Entwicklungen vorweg zu nehmen, die nicht direkt aus der ersten Folge bekannt sind.

„The Paradise“

Beginnt 1875 (Staffel 1) und endet schätzungsweise 1878 (Staffel 2). Beinhaltet insgesamt 16 Episoden.

Inhalt

Nach dem Roman „Das Paradise der Damen“ von Émile Zola geht es in „The Paradise“ um die Geschehnisse um und im ersten Warenkaufhaus Englands. Zu Beginn der Serie wird das Jahr 1875 geschrieben und die junge Denise Lovett kommt aus den kleinen schottischen Peebles zu ihrem Onkel nach England, um bei ihn zu arbeiten. Dieser kämpft wegen des Warenkaufhauses „The Paradise“ ums wirtschaftliche Überleben und kann es sich nicht leisten, sie zu beschäftigen. Daher fängt Denise im Paradise an. Der Inhaber vom Paradise ist der Witwer John Moray, der von Lady Katherine Glendenning begehrt wird. Obwohl er diese nicht heiraten will, geht er Geschäfte mit ihrem Vater Lord Glendenning ein. Unterdessen glänzt Denise in ihrem neuen Job und wartet mit vielen Ideen auf, was aber längst nicht von allen gern gesehen wird …

Meinung

„The Paradise“ ist eine sehr beschauliche Serie, die meist auf kleine, recht realistische Dramen statt gewaltige Paukenschläge setzt. Das Klima beim Personal von „The Paradise“ ist sehr familiär, wie das Kaufhaus selbst, so dass der Zuschauer schnell alle Figuren zu schätzen lernt. Natürlich gibt es einige Rivalitäten aus verschiedenen Gründen. So bleibt es nicht unbemerkt, dass Denise sich zu Moray hingezogen fühlt und es ergeben sich einige Verwicklungen. Aber bei diesen wird nicht versucht, ständig mit neuen Superlativen aufzutrumpfen, sondern die daraus ergebenen Dramen lösen sich recht natürlich auf.

Mir gefällt an dieser Serie besonders,  dass es für Denise eben nicht nur darum geht, ihr Liebesglück zu finden. Stattdessen wird sie als geschäftstüchtige Frau gezeigt, die mit kreativen Ideen das Paradise voranbringt. Überhaupt gibt es in dieser Serie nicht die sonst so typischen jungen Frauen, die eigentlich nur weggeheiratet werden wollen. Und statt beständig höher, weiter, schneller behält die Serie ihr ruhiges Erzähltempo bei und lässt sich Zeit mit größeren Entwicklungen.

Für mich bietet „The Paradise“ einen wunderbaren kleinen Kosmos mit hohen Wohlfühlfaktor und ich finde es sehr schade, dass die Serie nach nur zwei Staffeln eingestellt wurde.

„Mr. Selfridge“

Spielt von 1908-1910 (Staffel 1), über 1914 (Staffel 2) und 1918-1919 (Staffel 3) bis 1928 (Staffel 4). Beinhaltet insgesamt 40 Episoden.

Inhalt

In „Mr. Selfridge“ ist der Name Programm: Es geht um Wohl und Wehe des Kaufhauses Selfridge und seines Eigentümers Harry Gordon Selfridge. Die Serie startet 1908 mit dem Bau des Kaufhaus Selfridge. Währenddessen rekrutiert Selfridge schon die ersten Mitarbeiter, um seine Vision des größten und feinsten Kaufhauses wahr werden zu lassen. Seine Mutter, seine Frau und ihre vier Kinder folgen ihn nach London, so dass alle vor Ort leben. In den folgenden Jahren setzt Selfridge mit seinen engagierten Mitarbeitern eine tollkühne Marketing-Idee nach der anderen erfolgreich um, doch privat entwickelt sich nicht alles so vorteilhaft …

Meinung

Bei „Mr. Selfridge“ ist es immer wieder interessant zu sehen ist, wie Selfridge für einen Paukenschlag nach dem nächsten sorgt. Dies tut er vor allem, indem er Personen der Zeitgeschichte zu Marketingzwecken einspannt. So geben sich die Berühmtheiten der damaligen Zeit regelrecht die Klinke in die Hand. Die Handlung folgt auch einigen anderen Figuren. Zum Beispiel Agnes Towler, welche mit Fortschreiten der Handlung immer mutiger wird.

Meiner Meinung nach ist es jedoch so, dass sich alles sehr stark auf Selfridge konzentriert. Auch wenn er in den jeweiligen Szenen nicht vorkommt, beeinflusst er doch sehr stark das Schicksal der anderen und so bleiben sie für mich doch immer Nebenfiguren. Auch ist Selfridge zwar sehr charismatisch, aber dies kann nicht seine nur zu offenkundigen menschlichen Schwächen ausgleichen. Ich sage da nur Ellen Love …

Insgesamt besteht „Mr. Selfridge“ aus viel Extravaganz und Glamour, aber auch Dramen und Enttäuschungen.

Vergleich

Aus meiner Sicht lässt „The Paradise“ den einzelnen Figuren mehr Raum und ist stellenweise nahe an einer Ensembleserie, während bei „Mr. Selfridge“ der Fokus doch sehr stark auf Mr. Selfridge liegt, direkt und indirekt. Außerdem ist im Paradise – wenig verwunderlich – alles eine Nummer kleiner. Im Vergleich zu „The Paradise“ fiel mir bei „Mr. Selfridge“ zudem die Identifikation mit den Figuren wesentlich schwerer. Ich fand sie zwar interessant, aber selten sympathisch.

Wenn Ihr also Bombast mögt und ins London Anfang des 20. Jahrhunderts eintauchen wollt, dann empfehle ich „Mr. Selfridge“. Soll es eher eine beschauliche BBC-Serie mit ländlichen Flair Ende des 19. Jahrhundert sein, dann lege ich Euch „The Paradise“ ans Herz!

2 Kommentare

  1. Mir wurde „The Paradise“ ein paarmal als „vom Feeling her vergleichbar mit Downton Abbey“ ans Herz gelegt, aber bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, die Serie zu schauen. Was du darüber schreibst, klingt aber gut – ich denke, dass sie eher etwas für mich wäre als „Mr. Selfridge“. Und mit gerade mal 2 Staffeln ist ja auch die Länge überschaubar.

    • Freut mich, dass ich etwas Appetit machen konnte. „The Paradise“ ist wirklich eine schöne Serie für Liebhaber von „Downton Abbey“. Aber damit es keine Enttäuschung gibt, möchte ich noch dazusagen, dass „The Paradise“ nicht so so komplex ist und die Dialoge auch nicht so ausgefeilt. „Downton Abbey“ war da schon eine andere Liga. Dennoch finde ich, dass du „The Paradise“ unbedingt mal ausprobieren solltest!

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