Passend zum Frühlingsanfang interviewe ich Liesa von mscaulfield. Ihr Blog hieß nämlich viele Jahre frühlingsmärchen, bevor sie ihn Anfang des Jahres umbenannt hat. Daher nicht täuschen lassen, Liesa ist schon viele Jahre dabei. Ich wünsche Euch viel Spaß mit dem Interview!
Interview mit Liesa von mscaulfield
Wie würdest du dich selbst in drei Sätzen beschreiben?
Meistens eher langweilig und beständig, manchmal aber auch überraschend neugierig und ausprobierfreudig. Noch auf der Suche nach einem gefestigten Selbst. Und unfassbar schlecht darin, sich selbst zu beschreiben.
Wie kamst du auf die Idee, über Bücher zu bloggen?
Das hat sich bei mir eher zufällig ergeben. Meinen Blog habe ich damals erstellt, als ich meinen ersten eigenen Laptop bekommen habe – ich hatte schon immer ein relativ hohes Mitteilungsbedürfnis und daher war es für mich irgendwie klar, dass ich unbedingt eine eigene Seite im Internet haben will. Mit der Zeit habe ich dann aber vermehrt über Bücher geschrieben. Es hat sich einfach „natürlich“ angefühlt, ich habe schon immer unglaublich gerne gelesen und war verrückt nach Büchern, da lag es für mich irgendwann auf der Hand, dass ich ausschließlich darüber schreiben möchte.
Wie kam es zur Blogumbenennung?
Dass ich meinen Blog irgendwann umbenennen will, hatte ich schon sehr lange im Sinn. Als ich ihn 2011 gründete, war mir Originalität und die Identifikation nicht so wichtig, ich wollte einfach – so wie ich halt bin – schnell eine Webseite erstellen und losschreiben. fruehlingsmaerchen fiel mir spontan ein und es passte ganz gut, denn sowohl ich als auch der Blog wurden im Frühling geboren. Erst später, als ich mich dann auch wirklich auf Bücher „spezialisiert“ und auch plötzlich so eine wahnsinnige Reichweite mit meinem Instagram-Account erreicht hatte, habe ich mir Gedanken über so etwas wie Wiedererkennungswert gemacht und irgendwie bin ich auch einfach erwachsener geworden und wollte das kindliche, mädchenhafte ablegen. Den Blog tatsächlich umzubenennen war mir aber schlichtweg zu viel Arbeit, ich war auch einfach faul und habe es immer wieder aufgeschoben, dachte mir, dass ich mich irgendwann, wenn ich Zeit habe, mal intensiv damit auseinandersetze. Die Umbenennung erfolgte dann aber doch sehr spontan und ohne groß darüber nachzudenken – ich glaube, so bin ich einfach manchmal. In erster Linie war mir eben wirklich wichtig, dass Blog, Twitter, Instagram einfach zu finden sind und gleich heißen, zum anderen kann ich mich so aber auch einfach viel besser damit identifizieren. Ich bin eben (inzwischen) eher eine mscaulfield als ein fruehlingsmaerchen. 🙂
Wie viel Zeit wendest du ungefähr die Woche zum Bloggen auf?
Puh, das ist sehr unterschiedlich. Derzeit eher weniger, ich hatte ein richtiges Wintertief im Februar und auch jetzt den März über und darunter hat der Blog sehr gelitten. Ich versuche gerade, wieder langsam ins Bloggen reinzukommen und würde sagen, dass ich im Schnitt 4-8 Stunden pro Woche aufwende – die Zeit, die für Social Media draufgeht, allerdings nicht inbegriffen.
Hat sich dein Verhältnis zu Büchern und zum Bloggen verändert, seitdem du eine Ausbildung in einem Verlag machst?
Ein wenig schon, ja. Ich habe schon einen Perspektivenwechsel gemerkt, als ich für ein ¾-Jahr im Buchhandel gearbeitet habe. Ich interessiere mich jetzt viel mehr für Deutsche Literatur und Neuerscheinungen und konzentriere mich stark auf andere Verlage, d.h. ich schaue mir deren Online-Präsenz an und habe auch einen Blick darauf, welche Marketingstrategien sie verfolgen etc. Auch Blogs – meinen eigenen inbegriffen – sehe ich inzwischen in einem etwas anderen Licht, nämlich aus Perspektive eines Verlags. Gibt es ein Impressum, gibt es eine definierte Zielgruppe, existiert ein Rezensionsindex, gibt es eine Suchfunktion und wie übersichtlich und dennoch individuell ist der Blog überhaupt? Das war mir – bis auf die Optik – früher überhaupt nicht wichtig.
Was war dein schönstes Erlebnis mit deinem Blog?
Die Möglichkeiten, die mein Blog mir eröffnet, finde ich großartig. Mitunter das schönste war, als ich in Berlin zur exklusiven Filmpremiere von „Ein ganzes halbes Jahr“ eingeladen wurde, bei der auch Jojo Moyes höchstpersönlich anwesend war. Auch, dass sich dadurch unser Buchclub ergeben hat ist etwas, für das ich unfassbar dankbar bin – die Mädels sind mir extrem ans Herz gewachsen und ich bin so froh, sie in meinem Leben zu haben. Vermutlich eines der größten Geschenke, die mein Blog/Instagram mir beschert haben, ohne diese Plattformen hätten wir nie zusammengefunden.
Wie hat sich die Buchbloggerwelt im Laufe der Zeit verändert?
Bei solchen Fragen habe ich immer ein bisschen das Gefühl, nicht ganz mitreden zu können, weil es mir bis heute schwer fällt, mich als vollwertiger Teil dieser Buchbloggerwelt zu sehen. Ich glaube aber, dass Blogs generell inzwischen um ein Vielfaches professioneller geworden sind, Blogger mehrere Kanäle gleichzeitig bespielen (müssen) und der Austausch sich daher auch oft vom Blog weg auf die Sozialen Medien verlagert hat. Ich denke da vor allem an Twitter, wo es oft auch mal politisch zugeht und rege Diskussionen zu aktuellen Themen entstehen, die auf einem Blog vermutlich niemals mit solcher Beteiligung und in der Breite und Tiefe geführt werden würden.
Hast du eine Lieblingsbücherseite (Buchhomepage, Büchermagazin, etc.) im Netz?
Blogs lese ich inzwischen nur noch sehr selten – mir fehlt einfach oft die Zeit dafür. Ich schaue aber immer gerne bei missbookiverse, little words, paper and poetry, grass harp, schonhalbelf und The Written Word vorbei. Ansonsten lese ich täglich die Newsletter des Börsenblatts und Buchreports und halte mich – ganz klassisch – auch täglich über Instagram und Twitter auf dem Laufenden, was in der Buchwelt gerade so passiert.
Was macht für dich eine gute Rezension aus?
Es gibt nicht DIE eine gute Rezension – es kommt auf verschiedene Faktoren an. Ich finde es aber unheimlich wichtig, dass der Teil mit der Meinung nicht kürzer gerät als die Inhaltsangabe und ein paar mehr Eindrücke enthält als „das Cover ist schön“. Was mir häufig in Rezensionen fehlt, ist Persönlichkeit und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Werk. Oft habe ich auch das Gefühl, dass die intensive Beschäftigung mit dem Buch generell zu kurz kommt und die Besprechungen viel zu oberflächlich bleiben. Ich mag besonders gerne kleine Anekdoten, Beschreibungen des Lesegefühls und ruhig auch mal etwas Kritik – wenn sie denn berechtigt und gut formuliert ist.
Wie hältst du es mit Rezensionsexemplaren in deinem Blog?
Ich bekomme relativ viele Rezensionsexemplare zugeschickt, frage aber auch oft gezielt welche an. In der Regel kennzeichne ich es unten im Blogbeitrag, wenn mir das Buch zur Rezension zur Verfügung gestellt wurde. In der Vergangenheit habe ich es etwas übertrieben mit dem Anfragen und daher noch eine Handvoll Bücher daheim, bei denen ich nicht genau weiß, ob ich sie überhaupt noch lesen möchte. Ich habe daraus gelernt und frage inzwischen nur noch an, wenn ich auch wirklich sicher weiß bzw. davon ausgehe, dass ich das Buch auch in den nächsten drei Monaten lese – klappt noch nicht zu 100 Prozent, aber ich arbeite daran, etwas wählerischer und vor allem mir selbst zuliebe auch realistischer zu sein.
Wenn dich ein Litblogneuling nach einem Tipp fragen würde, welchen würdest du ihm geben?
Ich bin ganz schlecht darin, sowas wie Tipps zu geben, was unter anderem daran liegt, dass ich mich selbst niemals an solche halte. Insofern ist mein Tipp vielleicht: Zieh dein Ding durch, mach das so, wie du denkst und wenn dich doch mal etwas verunsichert, frag in der Community nach.
Was hat deine Leseleidenschaft geweckt?
Das mag vielleicht komisch klingen, aber es war Neid: Als meine Schwester eingeschult wurde, war ich Vier und ich war so unfassbar neidisch darauf, dass sie lesen, schreiben, rechnen lernen durfte. Also stibitzte ich mir immer, wenn es möglich war, ihre Fibel und brachte mir – wie auch immer ich das gemacht habe – selber bei, zu lesen. Und als ich es dann wirklich konnte, machte ich vor kaum einem Buch mehr Halt. Zum Glück hatte ich damals einen Bibliotheksausweis, der es mir ermöglichte, auch wirklich viel zu lesen. Ich hatte aber auch kein Problem damit, meine eigenen Bücher immer und immer wieder zu lesen, bis sie förmlich auseinanderfielen.
Dein absolutes Lieblingsgenre ist Fiction – gab es da ein Schlüsselerlebnis oder „warst“ du schon immer so?
Auch so eine Entwicklung, die sich eher zufällig ergeben hat. Ich habe eigentlich immer munter probiert und konnte mich für sämtliche Genres begeistern (was ich in diesem Beitrag auch mal diskutierte), aber in den letzten zwei Jahren hat sich dann doch irgendwie Literary Fiction herauskristallisiert. Ich glaube, weil ich es einfach spannend finde, das Leben aus verschiedenen lebensnahen, authentischen Perspektiven zu betrachten, weil es mir oft auch mehr um das Erzählen geht, als um eine möglichst ausgefallene bzw. abenteuerliche Geschichte. Was ich aber noch lieber mag, als rein fiktive Literatur ist, wenn diese auch noch ein magisches, surrealistisches Element hat. Wie bei Murakami – meinem absoluten Lieblingsautoren. Das gibt der Geschichte oftmals noch einen ganz besonderen Reiz und wirkt für mich wesentlich anziehender, als zum Beispiel ein möglichst dramatischer Roman mit unfassbar vielen und irren Wendungen.
Was macht ein gutes Fiction-Buch aus?
Der Schreibstil! Ich bade so gerne in schönen Worten – manchmal macht es mir nicht mal etwas aus, wenn im Roman kaum etwas passiert und die Handlung nur dröge dahinplätschert, wenn der Autor bzw. die Autorin dafür mit Worten und Erzählperspektiven umzugehen weiß und mich so ans Buch fesselt!
In welches Buch würdest du gern einmal hineinklettern, wenn du könntest – außer Harry Potter?
In „Die Kinder von Bullerbü“! Astrid Lindgrens Geschichten haben mich schon sehr früh für Schweden begeistern und faszinieren können – es ist schon sehr sehr lange mein Traum, irgendwann eine kleine rote Schwedenhütte im Wald zu besitzen, in die ich dann jedes Jahr in den Urlaub fahren kann. Eines meiner allerliebsten Bücher als kleines Mädchen waren tatsächlich die Geschichten aus Bullerbü – ich finde, die Kinder dort haben die Zeit ihres Lebens und ich war immer etwas neiderfüllt, vor allem, dass sie alle so nah beieinander wohnten und sich so gut verstanden.
Gibt es ein Genre, welches dir absolut nicht zusagt?
Erotische Literatur ist einfach nicht meins, aber um ehrlich zu sein bin ich auch kein großer Fan von Krimis, Thriller und die meisten Sachbücher, insbesondere Biographien, langweilen mich auch eher.
Wonach wählst du deine Bücher aus?
Es gibt nicht DAS Kriterium, es ist meist eher eine Mischung aus vielen verschiedenen Aspekten: Klappentext, Autor, Cover – das muss für mich alles stimmig sein. Hin und wieder lese ich Bücher auch deswegen, weil ich sie so oft in den Sozialen Medien gesehen habe; das kommt aber nur dann vor, wenn mich das Buch auch inhaltlich anspricht. Meine (Lese-)Zeit ist einfach viel zu kurz, um wirklich jeden Hype mitzumachen.
Wie würdest du deinem SuB charakterisieren? War er schon immer so groß? Gibt es ein Prinzip dahinter?
So groß war er nicht schon immer, nein, im Gegenteil. Bevor ich 2012 ausgezogen bin, habe ich mir eigentlich nie Bücher neu gekauft, es sei denn, ich hatte einen Gutschein oder durfte mir zum Geburtstag ein neues Buch wünschen. Wir hatten nicht besonders viel Geld und so war ich wöchentlich in der Bibliothek zu finden und lieh mir dort mehrere Bücher aus – damals habe ich aber auch noch wesentlich mehr gelesen, als ich es jetzt tue. Dass mein SuB so groß wurde kam mit dem ersten eigenen Geld, der Verlockung von Flohmärkten und Secondhand-Büchershops wie Medimops. Nagelneue Bücher habe ich dann so ab 2015/2016 angefangen zu kaufen, als auch plötzlich mein Interesse für Neuerscheinungen rasant anstieg. Vorher war ich tatsächlich zu geizig und desinteressiert und da haben mir die gebrauchten Bücher gereicht. Die meisten Bücher auf meinem SuB habe ich so zwischen 2013 und 2016 angesammelt würde ich sagen.
Wie groß ist deine Wunschliste?
Elendig lang, dabei bin ich schon immer wieder am Aussortieren! Meine Prioritäten und Interessen haben sich in den letzten Jahren aber auch stark verändert, daher habe ich neulich auf Goodreads beispielsweise über 200 Bücher von der Liste geschmissen – weil mich Fantasy, Dystopien und Young Adult einfach nicht mehr so reizen. Trotzdem wächst die Liste beständig, ebenso wie mein SuB; zwei Dinge, bei denen ich mich irgendwie schon damit abgefunden habe, dass sie nie vollständig „abgearbeitet“ sein werden.
Gibt es Autoren, die du nie wieder freiwillig lesen würdest – und warum?
Mit Colleen Hoover bin ich einfach nicht warmgeworden. Ich habe drei Bücher von ihr gelesen und auch wenn die Bücher in gewisser Weise auch irgendwo unterhaltsam waren, so haben die problematischen Aspekte einfach überwogen und mir das Lesevergnügen genommen.
Magst du Buchverfilmungen? Wenn ja, welches Buch sollte unbedingt verfilmt werden? Oder eben grade nicht?
Ich hab quasi eine 180-Grad- Wendung durchgemacht, was dieses Thema angeht: Früher stand ich dem grundsätzlich ablehnend gegenüber, verfolgte auch immer das altbekannte „ich muss vor Erscheinen des Films das Buch lesen“-Prinzip und gab nur selten zu, dass mir eine Buchverfilmung auch mal gefiel. Inzwischen sehe ich das wesentlich entspannter, vor allem aber stresse ich mich nicht mehr damit, Bücher zu lesen, die mich inhaltlich zwar interessieren, aber bei denen ich glaube, dass sie auf der Leinwand besser oder mindestens genauso gut funktionieren. Ich könnte mir übrigens eine Verfilmung zu „The Secret History“ von Donna Tartt unglaublich gut vorstellen – beim Lesen hatte ich damals die ganze Zeit das Gefühl, in einem düsteren und atmosphärischen Film festzustecken und seitdem lässt mich dieses Gefühl auch nicht mehr los.
Wie stehst du zu E-Books?
Für mich ist klar, dass E-Books niemals das gedruckte Buch ersetzen können – das Lesegefühl ist einfach ein anderes für mich. Allerdings schätze ich sie trotz allem und finde, dass sie großes Potential haben. Seitdem ich im Verlag arbeite sogar noch viel mehr, weil wir viele Manuskripte vorab digital zur Verfügung haben und ich das Lesen auf einem Tablet auf Dauer als nicht so angenehm empfinde, wie auf dem E-Reader. Ich habe mir für die Zukunft jedenfalls vorgenommen, meinen Reader intensiver zu nutzen und bin sehr gespannt, wie das funktionieren wird.
Wie viele Stunden liest du die Woche?
Das ist genauso unterschiedlich wie die Zeit, die ich pro Woche durchschnittlich mit dem Blog verbringe. Ich wünschte, es wäre jeden Tag wenigstens eine Stunde, tatsächlich ist zwischen 0-10 Stunden alles dabei; wenn ich Urlaub habe aber auch mal mehr.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!
Neugierig geworden? Dann schau in Liesa Blog „mscaulfield“ vorbei!
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