Nördlich von Pitlochry, einen pittoresken Ort südlich des Cairngorms National Parks, befinden sich zwei populäre Sehenswürdigkeiten. Zum einen der Queen’s View mit einer schönen Aussicht und zum anderen Blair Castle, dass von einer Burg zu einem Schloss und wieder zurück umgebaut wurde. Nachfolgend berichte ich Euch, ob sich der Besuch lohnt.
Queen’s View
An diesem Tag führte mich mein Weg zunächst an das Nordufer des Loch Tummels zum Queen’s View. Auf dem Weg dorthin fuhr ich zum ersten Mal einen Single Track. Das sind Straßen, welche nur eine einzige Fahrspur in beide Richtungen haben. Wenn Gegenverkehr kommt, muss ein sogenannter Passing Place genutzt werden, damit die Autos aneinander vorbeikommen. Das soll aber nicht heißen, dass auf diesen Straßen keine größeren Fahrzeuge fahren! Natürlich kam mir auch direkt ein Bus entgegen.
Am Queen’s View angekommen machte ich zum ersten, aber nicht zum letzten Mal Erfahrung damit, dass das Parken auf Wanderparkplätzen an Aussichtspunkten einige Pfund kosten kann. Zum Glück konnte ich die meiste Zeit die Parkgebühr umgehen, dazu dann in einem anderen Posting mehr.
Richtig berühmt wurde dieser Aussichtspunkt durch einen Besuch von Queen Victoria, aber der Name soll von einer anderen Königin stammen: Queen Isabel, der Frau von Robert the Bruce. Ich finde den Blick vom „Queen’s View“ wirklich hübsch, ihr auch?
Blair Castle
Danach fuhr ich weiter in Richtung Blair Atholl, um Blair Castle einen Besuch abzustatten. Berühmt ist es wohl vor allem wegen seiner Atholl Highlander, der einzigen legalen Privatarmee in ganz Europa. Queen Victoria war nämlich nach zwei Besuchen von der Garde so begeistert, dass sie ihnen offiziellen Status verlieh.
Um Blair Castle zu erreichen, durchfuhr ich wie beim Scone Palace ein Tor und dann noch ein längeres Stück Privatweg entlang – etwas, was ganz typisch für Anwesen in Schottland ist. Viele sind noch heute komplett von einer Mauer umgeben. Vom Tor aus ist es meist noch gar nicht möglich, das eigentliche Ziel zu sehen. Da ist es schon ganz praktisch, dass sich vor dem Tor meistens ein Schild mit dem Namen des Anwesens, der Einrichtungen, den Preisen und den Öffnungszeiten befindet.
Worauf sich jeder Besucher zudem einstellen sollte, ist, dass es entweder auf dem Parkplatz, vor dem Parkplatz oder unterwegs zum Parkplatz – da es zumeist nur einem einzigen Weg gibt, kann das auch schon mal eine Meile vor dem eigentlichen Parkplatz sein – ein Häuschen gibt, wo der Eintritt und die Parkgebühren zu entrichten sind. Es empfiehlt sich also, das Geld griffbereit zu haben.
Mir persönlich hat Blair Castle nicht ganz so gut gefallen wie viele andere Sehenswürdigkeiten auf meiner Rundreise. Die Burg sieht von außen nicht besonders hübsch aus und auch wenn die Inneneinrichtung sehr nobel ist, gab es da beeindruckende Residenzen. Fotos zu machen war hier nur an einer Stelle erlaubt, so dass es an dieser Stelle keine Bilder von der Inneneinrichtung gibt.
Aber die Geschichte der Besitzer war auch hier wieder sehr interessant. Nicht nur, dass der eine Bruder den anderen Bruder während eines jakobinischen Aufstand belagert hat (wie kann man sein Elternhaus in Stücke schießen? Der muss von der Sache wirklich sehr überzeugt gewesen sein).
Sondern auch, weil hier mehr als einmal die Krux am schottischen Erbrecht demonstriert wurde. Zum Beispiel hätte ein Cousin als dritter Duke zwar Titel, aber nicht Land geerbt. Denn Land ließ sich schon damals über die weibliche Linie vererben. Eigentlich sollte daher die älteste Tochter des zweiten Dukes ihn heiraten, doch die brannte lieber mit einem Lover nach Frankreich durch. Jedoch starb sie dort „zum Glück“ und ihre jüngere Schwester heirate ihren Cousin, so dass Land und Titel zusammen blieben.
Als die eine Linie der Duke of Atholls mit dem neunten Duke ausstarb, musste über zweihundert Jahre zurückgegangen werden, um den nächsten Erben zu finden. Die letzten beiden Dukes empfinden sich übrigens mehr als Südafrikaner denn als Schotten. Und da der zehnte Duke einen Tag vor seinem Tod alles einen Trust überschrieben hat, ist Duke of Atholl zu sein nur mehr ein Titel.
Dann gab es einen Erben, der wohl einen Titel, aber kein Land bekommen hätte. Zum Glück für ihn hatte er eine reiche Großmutter, die vom verschuldeten Duke im Vorfeld Land aufkaufte. Hier kann ich leider aber nicht mehr nachvollziehen, um wen es sich genau handelte. Falls jemand das weiß, wäre ich für einen Hinweis sehr dankbar!
Nach der Besichtigung der Burg machte ich einen Spaziergang über das weitläufige Gelände. Zunächst ging es vorbei an einem Fluss zu Diana’s Grove, ein wirklich verwunschen wirkender Ort. Dann spazierte ich an einer Kirchenruine vorbei und entlang einer schönen Allee zum Hercules Garden. An dieser Stelle der Hinweis, dass der Weg etwas schwer zu finden ist, denn er führt durch ein Gatter quer über eine riesige Wiese in einem eng eingezäuntem Weg. Wäre es nicht auf der Karte eingezeichnet gewesen, hätte ich den nicht genommen.
Außerhalb des Hercules Garden steht eine Statue des Namensgebers. Der Garten ist schön und definitiv einen Spaziergang wert, aber aufgrund der vielen Wolken gibt es keine herausragenden Bilder. Ich fand es aber faszinierend zu sehen, wie Birnenbäume und Co. an einer Mauer gezogen werden können, das kannte ich bisher nur von Himbeeren und ähnlichen.
In diesem Beitrag habe ich übrigens mal mit verschiedenen Fotoformaten gespielt. Findet ihr ein bestimmtes besonders gut? Kann ich diese wild mischen? Oder ist ein Format angenehmer?
Das ist ein nettes Häuschen – ich würde nur die Kanonen entfernen. 😉
Die Familiengeschichte der Duke of Atholls ist schon ein schönes Beispiel für „wir müssen krampfhaft an Land und Titel festhalten“. *g* Immerhin sind solche Geschichten heutzutage Stoff für wunderbar kitschige Liebesromane. 😉
Wer weiß, vielleicht kann man sie nochmal gebrauchen 😉
Was Titel und Land angeht, war es ja zumindest bis zum 19. Jahrhundert in Großbritannien so, dass Vermögen und Landbesitz eng zusammenhingen. Ohne Land nützte ein der Titel dementsprechend so gut wie überhaupt nichts. Ich schätze, sonst wären die Adeligen da auch etwas entspannter gewesen. In der Hinsicht finde ich ja auch die „Wallflowers“ von Lisa Kleypas sehr interessant, welche den langsamen Umbruch im 19. Jahrhundert beschreibt. Bei den „Ravenels“ von Lisa Kleypas ist es ja dann so weit, dass man trotz Landbesitz total verarmt sein kann, obwohl nicht übermaßig schlecht gewirtschaftet wurde.
Ich weiß nicht warum, aber ich muss gerade an „Ehevertrag“ von Georgette Heyer denken. Da fand ich es spannend, dass der Protagonist sein Geld in den Kanalbau und die Landwirtschaft steckte und mit Kriegsanleihen Gewinn machte. Solche Details finde ich immer faszinierend.