Wie kamst du auf die Idee, über Bücher zu bloggen?
Angefangen habe ich mit den Bloggen vor etwa fünf Jahren, da ging es um alltägliche Beobachtungen. Kurz darauf habe ich noch ein Blogprojekt mit einer Freundin gestartet und dann noch eine Weile in einem weiteren Blog Kommentare zum Nachrichtengeschehen geschrieben. Aber diese drei Blogs habe ich alle nach und nach eingestellt und dann ein Jahr gar nicht gebloggt. Im Sommer 2010 hatte ich dann wieder Lust aufs Bloggen, außerdem hatte ich seit einiger Zeit begonnen wieder mehr zu lesen. Die Idee von Mailins Büchercafé, welchen ich seit Bestehen verfolge, fand ich gut und so wurde es ein Bücherblog. Sehr praktisch, da ich ein merkwürdiges Gedächtnis habe – fragt mich nicht, was ich gestern gegessen habe – und so zumindest nie mehr vergessen kann, was ich gelesen habe 😉
Wie viel Zeit wendest du ungefähr die Woche zum Bloggen auf?
Das kommt drauf an, wie sehr ich mich vor anderer Arbeit drücke und wie gut mir das Schreiben von der Hand geht. Ich würde zwischen 10 bis 15 Stunden schätzen. Wobei ich da auch Zeit für Recherche und ähnliches einrechne.
Was war dein schönstes Erlebnis mit deinem Blog?
Puh, da fällt mir jetzt gar nichts ein, wo ich sage, dass ist es. Ich finde es toll, dass ich durch den Blog so viele nette Menschen ein wenig näher kennengelernt habe. Es macht einfach tierisch Spaß mit anderen über Bücher zu diskutieren. Total cool war es Kai Meyer zu treffen. Was mich fast jeden Tag auf Neue freut, sind Kommentare im Blog.
Wie würdest du die Entwicklung in der Buchbloggerwelt beurteilen?
Eigentlich bin ich viel zu kurz dabei, um da wirklich ein Urteil fällen zu können. Dennoch möchte ich mich dazu äußern: Ich finde es schade, dass sich zumindest gefühlt in letzter Zeit ständig gegenseitig vermeintliches (und tatsächliches) Fehlverhalten unter die Nase gerieben wird. Und dann die Hysterie wegen angeblicher geistiger Diebstähle, wo es ganz absurd wird, wenn die Leute dann bei anderen im Gegenzug eindeutig abkupfern. Ich glaube, mit einer freundlichen Nachfrage per Mail könnte vieles aus der Welt geschafft werden.
Hast du eine Lieblingsbücherseite (Buchhomepage, Büchermagazin, etc.) im Netz?
Ich liebe es auf Amazon zu stöbern: Empfehlungen für Sie, andere Kunden kauften auch … ich klicke mich fast täglich durch die Seiten. Ansonsten verfolge ich gespannt das Ranking meiner Bewertungen bei Amazon: Ständig steige ich in die Top 1000 auf, um dann prompt wieder paar „nicht hilfreich“ einzufangen. Ein einziges hin und her – gut, dass ich auf mein Ranking nicht wette :o) Seit einiger Zeit bin ich auch auf GoodReads, was ich als bereichernd empfinde. Ich sehe viel leichter, wer hat schon was gelesen und wie bewertet. Auf die zukünftigen Leserunden freue ich mich jetzt schon. Aber am tollsten ist es natürlich, um englische YA-Literatur aufzutun.
Was macht für dich eine gute Rezension aus?
Wichtig ist mir nicht so sehr die Länge, sondern dass die wesentlichen Elemente des Buches erwähnt werden und auch kritische Punkte angesprochen werden. Ich persönlich will keine endlose Nacherzählung des Buchinhalts, sondern „das war gut, das war nicht gut“. Das meint keine endlose Aneinanderreihung von Adjektiven und Adverbien, sondern ich halte es mit diesem Zitat:
Perfektion ist nicht dann erreicht,
wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt,
sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.
Zudem finde ich auch wichtig, dass man merkt, dass der Blogger nun dieses Buch gelesen hat, die Rezension also eine gewisse Persönlichkeit ausstrahlt. Absolute Objektivität gibt es sowieso nicht und ist in Rezensionen eher fehl am Platz. Begeisterung und kritische Distanz schließen sich nicht aus!
Wie hältst du es mit Rezensionsexemplaren in deinem Blog?
Ich sehe das sehr ambivalent. Anfangs habe ich einfach fast alle Bücher angefragt, die ich interessant fand – nur saß ich dann auf einmal auf einem Berg Bücher, welche mich dann gar nicht mal so sehr reizten. Außerdem empfinde ich es als Ehrensache, dass Rezensionsexemplare nicht monatelang auf dem SuB verschimmeln – dementsprechend artet es aber auch in Stress aus, wenn ich zu viele auf einmal bekomme. Ich habe mich mittlerweile entschieden, nur noch Bücher anzufragen, die ich auf jedem Fall lesen will. Natürlich ist es irgendwo schade, dass einige vielversprechende Werke so erst einmal bei mir keine Chance bekommen, aber ich lese und blogge um der Freude und den Spaß willen – nicht, weil ich dafür bezahlt werde.
Wenn dich ein Litblogneuling nach einem Tipp fragen würde, welchen würdest du ihm geben?
Überlege dir in Ruhe, welchen Bloganbieter du nimmst, denn Ihr werdet einige Zeit verheiratet sein. Wenn du etwas von einem anderen Blogger übernehmen willst, schreib ihm eine Mail und frag nach. Und ansonsten: Kontinuität und Qualität sind entscheidend, wenn du auf Dauer Leser halten willst.
Dein absolutes Lieblingsgenre ist Young Adult – gab es da ein Schlüsselerlebnis oder „warst“ du schon immer so?
Die meisten Bücher in der Schülerbücherei waren aus dem Genre, wobei das damals noch Jugendbücher hieß und nicht mit der heutigen YA-Literatur zu vergleichen ist. Ich lese eigentlich schon immer recht querfeldein, auch historische Romane oder Thriller. Fast alles eben, was die evangelische Bücherei zu bieten hatte. Bloß eines Tages gab es kaum noch mir unbekannte Bücher und von der Stadtbücherei nahm ich wegen horrender Überziehungsgebühren schnell wieder Abstand … Momentan liegt mein Schwerpunkt auf YA, insbesondere Dystopien und anverwandte Genres – aber das kann sich auch wieder ändern. High Fantasy ist bei mir ja momentan stark in Kommen ;o)
Was macht einen guten YA-Roman aus?
Wenn die Geschichte nicht genauso klingt wie schon ein dutzend andere vor ihr. Und wenn die Protagonisten sich nicht unsagbar dämlich anstellen, ist schon viel gewonnen. Ich hasse künstliche Missverständnisse. Auch die Liebesgeschichte sollte etwas komplexer als „Sie sahen und liebten sich“ gestrickt sein. Es macht die Story auch nicht zwangsläufig besser, wenn das Mädel zwei Typen anschmachtet! Ehrlich mal, kann man sich heutzutage nicht mehr einfach ineinander verlieben? Paranormales muss gar nicht mal unbedingt sein, aber wenn ja, sollte es schon etwas abseits der Klischees sein. Bei Dystopien und Co. lege ich Wert drauf, dass es etwas über „braves Mädchen wird zur Rebellin, weil der Außenseiter so sexy ist“ hinausgeht. Generell fehlen mir allzu oft detaillierte Beschreibungen der Welt und eine genaue Charakterzeichnung, grad auch bei Nebencharakteren, so dass man diese richtig kennenlernen kann.
Gibt es ein Genre, was dir absolut nicht zusagt?
Horrorgeschichten, die hängen mir zu sehr nach.
Wonach wählst du deine Bücher aus?
Puh, da kommen einige Faktoren zusammen. Bestimmte Autoren haben natürlich einen Stein im Brett bei mir und ich bestelle ihre Neuerscheinungen blind vor, so lange mir der Klappentext halbwegs zusagt oder mir der letzte Teil der dazugehörigen Reihe gut gefallen hat. Ansonsten sind neben den Klappentext Rezensionen ganz entscheidend. Ich weiß, die Masse kann sich irren – dennoch hat es bei mir ein Buch mit einem Schnitt unter 4 Sternen schon ziemlich schwer. Da muss dann der Klappentext sehr vielversprechend sein. Schließlich gibt es so schon wesentlich mehr Bücher, die ich lesen will als ich lesen kann. Das Cover spielt eigentlich nur eine Rolle insofern, dass ich mich bei englischen Büchern dann für die in meinen Augen schönste Version entscheide. Ansonsten bevorzuge ich bei Fantasy und YA Hardcover, bei Chick lit und Regency tun es auch Taschenbücher.
Wie offen bist du für “andere” Literatur, als die, die du bereits kennst?
Mir ist es am wichtigsten, dass ich beim Lesen gut unterhalten werde. Ich fürchte, ich bin daher konservativ und bleibe insgesamt lieber bei Altbewährten. Dennoch habe ich mich in letzter Zeit an englische YA-Literatur und epische High Fantasy herangetastet. Würde daher sagen, dass ich durchaus mal von ausgetrampelten Pfaden abweiche – aber nicht gleich Schneisen durch gänzlich unerforschtes Gebiet schlage 😉
Ist es dir bei der Wahl deiner Bücher völlig egal, was andere darüber denken? Oder bist du ‘empfänglich’ für den Vorwurf, die meisten Blogger würden ja nur ‘Mainstream’ lesen?
Ich würde sagen, ich bin da relativ schmerzfrei. Ja, ich lese ziemlich mainstreamig, aber es war und ist auch nicht mein Anspruch, durch meine Buchauswahl elitär, gebildet oder individuell rüberzukommen. Ich lese das, wovon ich mir am meisten verspreche, dass mir das Lesen Freude bereiten wird. Das wiederum kann ich am ehesten einschätzen, wenn ich ein paar Rezensionen zum Buch gelesen habe – Independent-Romane und sogenannte Geheimtipps scheiden damit in aller Regel aus. Aber so lange Serien wie GZSZ sich großen Zuspruch erfreuen, gibt es doch wirklich schlimmeres, als sich mit einem Bestseller „erwischen“ zu lassen.
Wie schlecht muss ein Buch sein, damit du es abbrichst?
Mit schlecht sein hat es überraschenderweise gar nicht mal so viel zu tun. In aller Regel zwinge ich mich durch die Bücher hindurch, egal wie misslungen ich sie finde. Abbrüche kommen meistens vor, wenn ich denke, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt das Buch nicht zu würdigen weiß und ich glaube, dass es mir ein anderes Mal besser gefallen könnte. Häufig fällt das mit Phasen zusammen, wo ich von Leseunlust und Konzentrationsschwäche geplagt werde.
Wie würdest du deinem Sub charakterisieren? War er schon immer so groß? Gibt es ein Prinzip dahinter?
Weiblich, fantasievoll, mit englischen Einschlag :o) So groß ist der noch nicht lange. Um genau zu sein, ist der erst mit Beginn des Bloggens in die Höhe geschossen – vorher hatte ich eigentlich gar keinen! Dann fand ich die Idee mit einer kleinen Auswahl gar nicht so schlecht, außerdem bekamen die anderen Blogger ständig neue Bücher und so fing es an … Zum Glück habe ich dann doch recht zügig die Notbremse gezogen, was Rezensionsexemplare und Co. angeht und meinen Bucheingang auf ein vertretbares Maß reduziert. Mein Problem ist zudem, dass Bücher umso uninteressanter werden, je länger sie im Regal stehen. Nach ein paar Wochen weiß ich meistens gar nicht mehr, wieso ich die so dringend haben wollte und verspüre immer weniger Lust, sie zu lesen. Außerdem kann ich Bücher in aller Regel binnen 24 Stunden beschaffen, weswegen ich es auch etwas albern finde Bücher zu horten. Daher habe ich mir mittlerweile folgendes „Prinzip“ antrainiert: Will ich das Buch wirklich sofort lesen? Wenn nein: Liegen lassen! Dementsprechend werden auch nur absolute Must-Reads vorbestellt.
Wie groß ist deine Wunschliste?
Meine Wunschliste ist mittlerweile auch nicht mehr so lang wie früher: Bei Amazon liste ich immer um die 50 Bücher, während es auf GoodReads um die 25 Bücher sind. Hat den Hintergrund, dass ich die mehrmals im Monat ausmiste und nur Bücher drauf bleiben, die mich wirklich reizen. Diese werden dann auch noch priorisiert. Heißt aber nicht, dass es nicht gelegentlich Spontankäufe gibt und ein hoch eingestuftes Buch wesentlich länger auf der Wunschliste bleibt als ein niedriger priorisiertes … Allerdings liste ich Fortsetzungen maximal mit den nächstfolgenden Band und das auch nicht immer. Bei all meinen angefangenen Serien wäre die Wunschliste sonst locker um die 50 Bücher länger XD
Gibt es Autoren, die du nie wieder freiwillig lesen würdest – und warum?
Wieder so eine Frage, zu der mir spontan nichts einfällt. Richtig der Acht verfallen ist bei mir schon länger kein Autor mehr. Aber es gibt schon eine Menge Autoren, wo ich mir dann denke, dass ihr nächstes Buch ein richtiger Kracher sein müsste, damit ich noch einmal eins ihrer Werke anfasse. Wer schlechter als mit 4 Sternen gewertet wurde, fällt in aller Regel in diese Kategorie. Ich muss den Autoren damit nicht mal für völlig unfähig halten, lese aber nun mal nach dem Prinzip der Maximierung des Lesegenuss. An dieser Stelle möchte ich aber mal das mit Abstand langweiligste Buch erwähnen, was ich je gelesen habe: Anton Reiser. Dummerweise hatte ich mir das Buch als Thema für eine Art Projektarbeit von meinen Deutschlehrer vorgeben lassen, als der mit meinen Vorschlägen nicht einverstanden war. Tja, ist dann eine Fünf geworden, dabei habe ich es in einem Gewaltakt durchgelesen – nur drüber schreiben wollte und konnte ich dann echt nicht mehr …
Wie stehst du zu E-Books? Planst du in absehbarer Zeit den Kauf eines Readers?
Zunächst einmal: Ich habe doch schon einem XD Allerdings war dieser ein Geschenk meines Arbeitsgebers nach Abschluss eines Projekts, ich habe also nicht gezielt darauf hingearbeitet. Es ist ein Sony PRS 600, welcher eigentlich nur herumliegt. Interessieren täte mich da schon eher ein Kindle, aber besonders eilig habe ich es damit auch nicht. Denn ich arbeite schon den ganzen Tag am PC, verbringe auch einen großen Teil meiner Freizeit dort – da kann ich wenigstens Bücher gedruckt lesen. Das Transportproblem habe ich mittlerweile elegant durch die Umstellung auf Hörbücher für unterwegs gelöst. Ich liebe den Geruch und die Haptik von Büchern – da kommt so schnell kein eBook ran 🙂
Trinkst/Isst du gerne was, während du liest, und wenn ja, was?
Ritualisiert überhaupt nichts. Wenn ich vorhabe, nebenher zu essen oder zu trinken, schnappe ich mir eine meiner zahlreichen Zeitschriften und setze mich damit in die Küche. Ganz selten esse ich neben den Bücherlesen mal Chips.
Wie viele Stunden liest du die Woche?
Ganz unterschiedlich. Oft lese ich auch nur am Wochenende, dafür dann 3-4 Stunden am Stück. Und zum Baden gehört Lesen ganz einfach dazu. Im Schnitt würde ich wohl schätzen, dass ich so bei 6-10 Stunden liege. Hörbücher höre ich, wie sie grad reinpassen und ich Lust habe. An manchen Tagen höre ich dann auch mal mehrere Stunden am Stück, dann auch mal eine Woche gar nicht.
Schon spannend, was sich bei dir in den vergangenen Jahren alles so geändert hat (und wo du immer noch die gleichen Antworten geben kannst). Bei den Blogs, die du vermisst, kann ich mich anschließen. Lucina ist zwar bei Twitter noch präsent, aber den Austausch mit Melanie (und ihre tollen Fotos aus den Bergen) vermisse ich wirklich,
Ja, da haben sich doch einige Einstellungen verändert. Bin schon gespannt, was du in deinem Interview dann antworten wirst! Ist aber schätzungsweise noch eins bis zwei Jahre hin.
Stimmt, Lucina ist noch auf Twitter, aber das ist nicht ganz dasselbe. Und Melanie scheint leider als Bloggerin nicht mehr zurückzukommen. Aber ich sehe auf Instagram regelmäßig Bilder von ihr 🙂