Wie kamst du auf die Idee, über Bücher zu bloggen?
Ich habe schon immer gern über Bücher geplaudert und ab und an auch eine Rezension bei lovelybooks geschrieben. Mit dem Gedanken, einen Bücherblog einzurichten, hatte ich daher schon eine ganze Weile gespielt.
Das tatsächliche Schlüsselerlebnis war aber Mellis 24h-Read-a-thon. Dieser hat im Februar 2010 stattgefunden und ich bin natürlich erst darüber gestolpert, als er schon vorbei war. Und ich war sofort begeistert! Ein Lesemarathon! Wie konnte ich den nur verpassen? Ich habe dann mitbekommen, dass es einen weiteren Marathon geben wird und wusste, dass ich dabei sein wollte. Um „offiziell“ mitmachen zu können, brauchte ich aber einen Blog. Tja, und so war das schließlich der Stein des Anstoßes.
Wie viel Zeit wendest du ungefähr die Woche zum Bloggen auf?
Hm, schwer zu sagen. Derzeit ist es nicht gar so viel Zeit, wie ich gestehen muss. Da ich manchmal aber recht lange brauche fürs rezensieren und regelmäßig auch ziemlich viel Zeit für meine Themen-Challenge aufwende, kann das von wenigen Minuten am Tag bis zu mehreren Stunden variieren. Viel genauer kann ich das wohl nicht sagen, befürchte ich.
Was war dein schönstes Erlebnis mit deinem Blog?
Allgemein freue ich mich immer sehr, wenn Leser Kommentare schreiben und also „was los“ ist“. Ein sehr konkreter schöner Moment war, als du bei mir wegen des Interviews angefragt hast. 😉 Ich lese deine „Nachgefragt bei“-Beiträge immer sehr gern und habe mir insgeheim ein wenig gewünscht, dass du auch bei mir mal nachfragst.
Wie würdest du die Entwicklung in der Buchbloggerwelt beurteilen?
Ich blogge ja nun selbst erst seit knapp zwei Jahren, aber was mir – abgesehen von der unglaublichen Fülle an Bücherblogs – in letzter Zeit besonders auffällt, ist, dass alles immer mehr in Richtung social media geht. Bei vielen Blogs findet man regelmäßig Hinweise auf Twitter- oder Facebook-Accounts. Mag sein, dass mir das besonders auffällt, da ich mich diesen Dingen immer noch hartnäckig verweigere.
Aber für mich entsteht dadurch ein etwas zwiespältiger Eindruck, nämlich dass auf der einen Seite ständig Blogs aus dem Boden schießen (von denen viele nach kurzer Zeit schon wieder verschwinden), während auf der anderen Seite vieles immer mehr auf Plattformen wie Twitter ausgelagert wird. Ich möchte das jetzt auch gar nicht irgendwie bewerten, aber ich hoffe einfach, dass die Zeit der „klassischen“ Blogs nicht bereits seinen Zenit erreicht hat.
Hast du eine Lieblingsbücherseite (Buchhomepage, Büchermagazin, etc.) im Netz?
Ohja, die Bibliotheka Phantastica. Man findet dort nicht nur sehr gut geschriebene Rezensionen, sondern auch interessante Blogeinträge und erfreulicherweise auch immer wieder Fantasyliteratur abseits der Bestsellerlisten. Ich habe dort schon so manches „Schmankerl“ entdeckt.
Was macht für dich eine gute Rezension aus?
Das mag jetzt spießig klingen, aber zunächst mal ist mir ist mir die äußere Form wichtig, dass also Grammatik und Rechtschreibung weitgehend in Ordnung sind (vor einzelnen Tippfehlern bin ich ja auch nicht gefeit).
Inhaltlich ist es mir wichtig, dass klar wird, weshalb das Buch der- oder demjenigen gefallen oder auch nicht gefallen hat. Und ich lese gern sehr kritische Rezensionen. Das bedeutet nicht, dass ich mir Verrisse wünsche, aber wenn jemand bei wirklich jedem Buch nur begeistert jubelt, dann werde ich eher skeptisch.
Wie hältst du es mit Rezensionsexemplaren in deinem Blog?
Ich hatte bisher kaum Rezensionsexemplare und bei den wenigen waren es auch keine Verlagsanfragen, sondern Bücher, die ich über die Autoren bezogen habe (mit der Zeit ergeben sich ja so einige Autorenkontakte, wenn man selbst auch schreibt).
Mich setzt so etwas aber immer ein wenig unter Druck, daher fordere ich ansonsten eigentlich nie Rezensionsexemplare an. Auch deshalb nicht, weil ich sehr gern auch Bücher lese, die nicht mehr ganz taufrisch sind.
Wenn dich ein Litblogneuling nach einem Tipp fragen würde, welchen würdest du ihm geben?
Hab selbst Spaß an der Sache! Bei manchen (gerade bei manchen sehr jungen) Bloggern habe ich das Gefühl, dass sie zu sehr nach außen schielen und darauf, möglichst schnell möglichst viele Leser zu sammeln. Das sollte nicht Sinn und Zweck der Sache sein. Bloggen sollte einem vor allem selbst eine große Freude machen.
Du schreibst selbst Geschichten. Wie kam es dazu und worüber schreibst du?
Ich habe schon in der Grundschule Geschichten geschrieben und kann mich kaum an eine Zeit erinnern, in der ich nicht geschrieben habe. Wie es dazu kam, kann ich daher gar nicht mehr so genau sagen.
Seit einiger Zeit schreibe ich in erster Linie phantastische Romane – und zwar sowohl klassisch-epische High Fantasy als auch Geschichten, die im Hier und Jetzt angesiedelt sind, aber phantastische Elemente enthalten. Ich schreibe auch „realistische“ Geschichten, allerdings eher selten.
Ein Lieblingsgenre von dir sind Fantasy-Bücher – gab es da ein Schlüsselerlebnis oder „warst“ du schon immer so?
Ein Schlüsselerlebnis in dem Sinn gab es nicht, allerdings habe ich als Kind noch wenig phantastische Bücher gelesen und das Genre erst mit etwa 11 oder 12 Jahren für mich entdeckt. Der erste Autor, der mir in dem Zusammenhang einfällt, ist Otfried Preußler, dessen „Krabat“ ich immer noch großartig finde.
Ein weiteres Highlight war für mich „Der Herr der Ringe“. Ich habe den mit 15 oder 16 Jahren gelesen und war völlig überwältigt. Für die nächsten Jahre war das dann mein Maßstab für gute Fantasy – ein Anspruch, dem übrigens nur wenige Romane standhalten konnten.
Später habe ich dann immer mehr Spielarten der Fantasy entdeckt und auch einige nicht so bekannte Autoren, die bis jetzt noch zu meinen Lieblingen zählen (z.B. Guy Gavriel Kay, Patricia McKillip, Evangeline Walton).
Was macht einen guten Fantasy-Roman aus?
Zunächst mal muss die Hintergrundwelt stimmen. Alle Fantasyromane, die mir länger im Gedächtnis geblieben sind, können mit einer wirklich gut ausgearbeiteten Welt punkten. Gerade das hat mich ja beim Herr der Ringe so überwältigt – diese unglaubliche Tiefe und Detailfülle der Welt (vorher kannte ich in der Hinsicht vor allem Hohlbein, und der hat ja wirklich nur 08/15-Welten ohne jegliche Tiefe zu bieten).
Aber natürlich läuft mit der Welt alleine auch noch nichts. Wie bei jedem Roman müssen auch hier die Figuren und die Handlung zu fesseln wissen. Prinzipiell freue ich mich über innovative Plots, die eben nicht nur ein müder Herr der Ringe-Abklatsch sind. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch gute Weltrettungs- bzw. Questenplots geben kann.
Wichtig sind mir also eine stimmige Welt, interessante Figuren und eine Handlung, die mich fesseln und überraschen kann (ganz egal, ob der Plot an sich nun eher „klassisch“ oder innovativ ist).
In welches Buch würdest du gern einmal hineinklettern, wenn du könntest – außer Harry Potter?
Ganz klar: in die Unendliche Geschichte. Ich bin mit dem Film aufgewachsen und habe mir als Kind nichts sehnlicher gewünscht als dieses Buch zu besitzen und damit nach Phantásien zu gelangen. War eine ziemliche Ernüchterung zu erkennen, dass man mit dem Roman „Die unendliche Geschichte“ nicht so wie Bastian hineingezogen wird. 😉
Es gibt viele faszinierende Buchwelten, die ich gern mal besuchen würde, aber am liebsten würde ich definitiv immer noch in Endes Phantásien hineinklettern.
Gibt es ein Genre, welches dir absolut nicht zusagt?
Horror – dafür hab ich einfach keine Nerven. Ich bin ein Angsthase mit lebhafter Fantasie, daher lassen mich solche Bücher nächtelang nicht schlafen.
Davon abgesehen kann man mich auch mit reinen Erotikromanen und Nackenbeißern jagen.
Wonach wählst du deine Bücher aus?
Ich bin eine Leserin, die sich im Vorfeld sehr viel informiert. Ich lese gern verschiedene Rezensionen, anhand deren ich überlege, ob ein bestimmtes Buch meinem Geschmack entsprechen könnte. Reine Spontankäufe sind also nicht so mein Ding.
Davon abgesehen bin ich eine Autorenleserin. Hat mir vom einem Autor ein Buch sehr gut gefallen, will ich auch mehr von ihm lesen und kaufe mir in so einem Fall auch mal ein Roman, wenn er gerade erst erschienen ist (das mache ich sonst selten).
Wie würdest du deinem Sub charakterisieren? War er schon immer so groß? Gibt es ein Prinzip dahinter?
Mit um die 20 Bücher (wozu ich alles zähle, auch ebooks, ausgeliehene Bücher und Hörbücher) finde ich meinen SuB derzeit einigermaßen überschaubar (wobei ich ihn gern noch kleiner hätte).
Typisch für meinen SuB ist, dass viele Bücher darauf wirklich schon seit Jahren ungelesen bei mir liegen. Ich kaufe ja gar nicht so häufig Bücher, das ist nicht das Problem. Das Problem sind lange zurückliegende Flohmarktkäufe (wo ich das Buch später doch nicht mehr so verlockend fand) und einige Klassiker, die ich „vererbt“ bekommen habe. Außerdem verlieren Bücher seltsamerweise ihren Reiz, wenn sie erst mal länger ungelesen im Regal stehen …
Ich bin in diesem Jahr einigermaßen diszipliniert dabei, immer wieder mal zu so einer „SuB-Leiche“ zu greifen und hoffe daher, dass mein SuB bis Ende des Jahres noch deutlich schlanker geworden ist oder zumindest nicht mehr großteils aus Büchern besteht, die dort schon seit mehr als 5 Jahren liegen.
Wie groß ist deine Wunschliste?
Meine tatsächliche Wunschliste umfasst etwa 15 Bücher. Viel schlimmer ist da meine Liste, mit der ich immer in der Bücherei stöbern gehe – auf der tummeln sich immerhin an die 100 Bücher …
Gibt es Autoren, die du nie wieder freiwillig lesen würdest – und warum?
Da fallen mir zwei ganz unterschiedliche Autoren ein:
Tad Williams: Ich hab den Drachenbeinthron abgebrochen, fand „Die Insel des Magiers“ sehr mau und habe bei „Otherland“ irgendwo mitten bei Band 2 quasi mitten im Satz einfach aufgehört. Jedes Mal hatte ich dasselbe Problem: Die Figuren haben mich völlig kalt gelassen und seinen Stil fand ich einfach fad. Und mehr als diese drei Chancen werde ich Tad Williams nun auch nicht mehr geben.
Elfriede Jelinek: Ich finde, dass die Frau genial schreiben kann. Aber ihre Bücher sind dermaßen verstörend, dass ich sie fast unerträglich finde.
Magst du Buchverfilmungen? Wenn ja, welches Buch sollte unbedingt verfilmt werden? Oder eben grade nicht?
Ich mag Buchverfilmungen und würde mir sehnlichst eine Neuverfilmung von „Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgren wünschen. Das ist das beste Kinderbuch, das ich kenne, aber die alte Verfilmung ist meiner Meinung nach ziemlich misslungen. Ich würde mir eine liebevolle neue Verfilmung wünschen, die behutsam mit der Vorlage umgeht, Jonathan anständig besetzt und Katla auch tatsächlich so furchterregend darstellt, wie sie im Buch rüberkommt.
Wie stehst du zu E-Books?
Ich habe seit gut einem Jahr einen Sony-Reader und finde ebooks ungemein praktisch. Sie nehmen keinen Platz weg, lassen sich auch als 1000-Seiten-Wälzer gut überallhin mitnehmen und sind bequem einzukaufen. Ich würde nicht ausschließlich nur ebooks lesen wollen, aber als Ergänzung sind sie eine tolle Sache!
Wie viele Stunden liest du die Woche?
Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung. Bei aller Liebe zu Listen und Statistiken habe ich eine solche Auflistung doch noch nie gemacht. Ich denke mal, das schwankt von 2-8 Stunden (wenn man Extremfälle wie Lesemarathons jetzt mal ausschließt).
Pingback: Interview Reloaded bei Gedankenfunken + kleine Blogpause – Neyashas Allerlei
Ich bin ganz gerührt, dass mein Blog von Neyasha als „Wohlfühlblog“ bezeichnet wird. Vielen Dank – das kann ich genau so zurückgeben! 🙂
Und ja, die von ihr genannten Blogger vermisse ich auch (und bedauere die Verschiebung zu anderen Social-Media-Kanälen). Umso froher bin ich, dass einige Blogger nach all der Zeit immer noch Lust zum Bloggen haben – selbst wenn sie wie Neyasha nun weniger Stunden dafür in ihrer Freizeit aufbringen können.
Ich fand deine Nennung auch schön 🙂 Und ebenso wie Ihr bedaure ich die Verschiebung auf andere Kanäle. Ich lese viel lieber von anderen Menschen Texte als ihnen zuzuhören (und zuzusehen).