„Binti“ von Nnedi Okorafor

Nnedi Okorafor hat für „Binti“ gleich drei Preise gewonnen: Hugo Award for Best Novella (2016), Nebula Award for Best Novella (2015) und Locus Award Nominee for Best Novella (2016). Okorafor ist eine afrikanischer Abstammung und lässt ihr kulturelles Erbe in ihre Geschichten einfließen. Konnte mich die Novelle mit solch eindrucksvoller Prämisse überzeugen?

Der Originalklappentext und die Inhaltsbeschreibung geben sehr viel vom Inhalt preis und sollten ggf. übersprungen werden.

Mehr Informationen zum Buch
Autorin: Nnedi Okorafor
Originaltitel: „Binti“
Reihe: „Binti“ #1
Seitenzahl: 90 Seiten
Verlag: Tor.com
Veröffentlichungsdatum: 22. September 2015

She left her home for the stars, but found more adventure than she bargained for. A tense and intimate coming-of-age-stoy in space.

Her name is Binti, and she is the first of the Himba people ever to be offered a place at Oomza University, the finest institution of higher learning in the galaxy. But to accept the offer will mean giving up her place in her family to travel between the stars among strangers who do not share her ways or respect her customs.
Knowledge comes at a cost, one that Binti is willing to pay, but her journey will not be easy. The world she seeks to enter has long warred with the Meduse, an alien race that has become the stuff of nightmares. Oomza University has wronged the Meduse, and Binti’s stellar travel will bring her within their deadly reach.
If Binti hopes to survive the legacy of a war not of her making, she will need both the gifts of her people and the wisdom enshrined within the University, itself – but first she has to make it there, alive.

Inhalt

Binti ist die Erste des Volkes der Himba, die jemals einen Platz an der Oomza Universität angeboten bekommen hat. Doch das Angebot der besten Hochschule der Galaxy anzunehmen würde für Binti bedeuten, ihre Familie zu verlassen. Um mit Fremden, die weder ihre Lebensweise teilen noch ihre Bräuche respektieren, zwischen den Sternen zu reisen.

Binti ist willens den Preis für das Wissen zu bezahlen, doch ihre Reise wird nicht leicht sein. Die Welt, die sie betreten will, liegt seit langem im Krieg mit den Meduse. Einer Alienrasse, welche der Stoff von Alpträumen geworden ist und denen die Ooamza Universität Unrecht getan hat. Bintis Sternenreise wird sie in die tödliche Reichweite der Meduse bringen.

Meinung

Zu Beginn gefiel mir die Geschichte wirklich, denn der Mix aus urtümlichen Stammesbräuchen und komplexer Mathematik funktionierte gut. Das Worldbuildung brauchte nur wenige Seiten, schon stand mir eine fremdartige und faszinierende Welt vor Augen. Den Konflikt von Binti zwischen ihrem Wunsch nach mehr Wissen und den Erwartungen ihrer Familie konnte ich gut nachvollziehen. Auch die Reise zum Raumschiff und die ersten Tage am Bord waren wunderbar. Für das erste Drittel würde ich also die volle Punktzahl geben.

Doch spätestens nach dem Überfall verlor die Geschichte für mich ganz erheblich am Charme. Neben den „Deus ex Machina“-Elementen, dazu mehr im Spoiler, störte mich, dass das ganze vorherige Worldbuilding und all die anderen vorher eingeführten Charaktere nachfolgend irrelevant waren. Stattdessen fand ich alles nur noch merkwürdig und zudem kämpfte ich mit den mathematischen Vokabeln, so dass ich nur sehr grob verstand, was Binti da eigentlich trieb.

[spoiler title=’Spoiler‘ style=’default‘ collapse_link=’true‘]Zum einen hat die Protagonistin also ganz rein zufällig einen Gegenstand dabei, der ihre Ermordung verhindert und ihr auch noch die Möglichkeit der Kommunikation mit den Meduse gibt. Es wird noch besser, denn zum anderen ist der Lehm, den Binti aus kulturellen Gründen auf Gesicht und Haare aufträgt und deshalb dabei hat, ein Wunderheilmittel. Wenn Konfliktlösung immer so einfach wäre … [/spoiler]

Insgesamt ließ sich diese Novelle daher sehr vielversprechend an, doch hätte sie möglicherweise besser zu einen richtigen Roman ausgearbeitet werden sollen. So gibt es aus meiner Sicht nach dem ersten Drittel einen sehr harten Bruch und die Konfliktlösung ging viel zu glatt. Auch überzeugte mich Bintis Charakter nicht wirklich. Das Ende empfand ich dann als sehr unglaubwürdig. Schade.

Empfehlung?

Als Novelle lässt sich dieses Buch sehr schnell weglesen. Pluspunkt ist sicherlich die Diversität und das damit verbundene Coming-of-Age. Zudem sind interessante Ideen vorhanden, so dass wohl kaum jemand das Buch gelangweilt weglegen wird. Allerdings ist Binti als so besonders dargestellt, dazu kommen die „Deus ex Machina“-Elemente, so dass wohl nicht jeder Leser die Story überzeugend finden wird.

In einem Satz

Eine kulturell diverse Novelle, der aber eine gute und vor allem überzeugende Handlung fehlt.

7 Kommentare

  1. Ich kenne von der Autorin ja bislang nur ein Kinderbuch und von dem war ich so begeistert, dass ich mir die Fortsetzung in diesem Jahr direkt nach Erscheinen kaufen werde. Weitere Sachen von ihr muss ich mir nach und nach mal anschauen.

    • Ich denke, vielen wird die Novelle gut gefallen, wahrscheinlich auch dir. Sie ist ja auch mehrfach ausgezeichnet. Vielleicht hatte ich einfach die falschen Erwartungen, was so eine Kurzgeschichte leisten kann.

      • Ich finde es ja oft spannend, wenn eine Geschichte meine Fantasie anregt und mir nicht alles erklärt. Aber es muss gut gemacht sein, damit ich nicht das Gefühl habe, der Autor oder die Autorin hätten einfach keine Lust gehabt einen Hintergrund zu erschaffen. 😉

        • Lustigerweise finde ich den Hintergrund hier ja super, wenn auch nach dem ersten Drittel zu wenig darauf eingegangen wird. Das Hauptproblem liegt für mich beim Plot und der Auflösung. Aber es stimmt schon, in vielen Kurzgeschichten fällt der Hintergrund praktisch weg, weil ja so wenig Zeit zum Erzählen ist.

  2. Hm, interessant, ich habe von Nnedi Okorafor „Who Fears Death“ gelesen und da fand ich zwar den Anfang und die Thematik irrsinnig spannend, aber zum Ende hin hat der Roman für mich auch sehr nachgelassen. Auch da war manches sehr deus-ex-machina-artig, mir haben einige Erklärungen gefehlt und die Nebenfiguren sind dann auch etwas untergegangen.

    • Vielleicht ist das ja ihr modus operandi? Vielleicht schreibt sie ja auch grad deshalb Kurzgeschichten, da es dann nicht so auffällt? Kam mir jetzt so als Gedanke. Aber da ich nur eine Novelle bisher von ihr gelesen habe, ist das natürlich nichts weiter als eine Vermutung.

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