In meiner Rezension zum zweiten Teil der Fantasy-Reihe „Die Zauberschiffe“ verrate ich Euch, wie mir „Viviaces Erwachen“ von Robin Hobb gefallen hat. Falls Ihr die Reihe noch nicht kennt, empfehle ich die Rezension zum ersten Teil „Der Ring der Händler“. In der Inhaltsangabe dieser Rezension finden sich Spoiler zum ersten Teil.
Mehr Informationen zum Buch
Originaltitel: „Ship of Magic: The Liveship Traders“ (zweite Hälfte)
Deutscher Titel: „Viviaces Erwachen“
Reihe: „Die Zauberschiffe“ #2 „Realm of the Elderlings“ #5
Übersetzer: Wolfgang Thon
Seitenzahl: 544 Seiten
Verlag: Blanvalet
Hörbuchsprecher: Matthias Lühn
Spieldauer: 20 Std. 5 Min. (ungekürzt)
Verlag: Ronin-Hörverlag
Veröffentlichungsdatum: 1. Januar 2017
Das Zauberschiff Viviace ist zum Leben erwacht, doch an Bord steht der brutale Kapitän Kyle, der schnellen Profit mit Sklavenhandel machen will. Er hat seinen Sohn Wintrow dem beschaulichen Leben im Kloster entrissen und zwingt ihn zum Dienst auf See. Der empfindsame Junge geht zwar eine enge Bindung zu Viviace ein, doch unter den rauhen Seeleuten kann er sich nur schwer behaupten.
Unterdessen arbeitet die junge Althea als Schiffsjunge verkleidet auf einem Robben-Fangschiff und träumt von einem Wiedersehen mit Viviace. Und in den Tiefen des Meeres suchen die Seeschlangen nach ihren verlorenen Erinnerungen vom Anbeginn der Welt und stoßen dabei auf den Geruch der Viviace.
Das Hörbuch wurde mir als Rezensionexemplar zur Verfügung gestellt.
Inhalt
Nachdem das Lebensschiff Viviace erwacht ist, segelt Kyle mit ihr und seinen Sohn Wintrow nach Süden, um in den Sklavenhandel einzusteigen. Viviace spürt nur zu deutlich, dass Wintrow lieber seine Ausbildung zum Priester im Kloster fortgeführt hätte, anstatt gezwungenermaßen auf ihr zu segeln. Derweil arbeitet Althea als Schiffsjunge verkleidet auf einem Schlachterschiff, um den Nachweis für ihre Seemannsfertigkeiten zu bekommen. Sie hofft, ihren Schwager Kyle an sein Wort erinnern zu können und die Viviace zurückzubekommen.
Zuhause in Bingtown kann Malta nicht erwarten, endlich als Frau in die Gesellschaft eingeführt zu werden und nimmt die Dinge selbst in die Hand. Ihre Mutter Keffria hingegen will dies so weit wie möglich herauszögern. Ihre Großmutter Ronica sorgt sich darum, das Geld zur Schuldentilgung zusammenzubekommen. Denn in Blut oder Gold, die Schuld ist geschuldet. Unterdessen ist Kennit fester denn je entschlossen, ein Zauberschiff sein eigen nennen zu können und die Seeschlangen suchen weiter nach ihrer Erinnerung.
Meinung
In der deutschen Übersetzung wurden die Bücher der Trilogie „Liveship Traders“ in zwei Teile gesplittet, so dass im Deutschen „Die Zauberschiffe“ nun eine Hexalogie ist. „Viviaces Erwachen“ ist die zweite Hälfte des ersten Bandes. Der erste Teil ist „Der Ring der Händler“ und dieses Buch solltet Ihr daher unbedingt vorher hören oder lesen.
Nachdem alle Protagonisten in „Der Ring der Händler“ sehr sorgfältig eingeführt worden sind, konzentriert sich „Viviaces Erwachen“ deutlich mehr auf Action. Das Erzähltempo wird angezogen und es wird wesentlich spannender, da die Entwicklungen weniger vorhersehbar sind. Während im ersten Teil die Handlung fast vollständig in Dingtown spielte, verstreuen sich die Charaktere nun. Kurzum: Die Geschichte hat nun richtig angefangen!
Dass ich zwischendurch das Weiterhören für mehrere Monate unterbrach, lag daran, dass Malta Vestrit eine unglaublich verzogene Göre ist, deren Perspektive ich aufgrund ihrer völligen Verkennung der Realitäten verbunden mit ihrer Verschlagenheit nur sehr schwer ertragen konnte. Ich finde das wirklich eine bemerkenswerte Eigenschaft dieser Serie: Die Protagonisten, in vielen Geschichten Sympathieträger, sind hier mal mehr oder weniger gut auszuhalten. Ihr jeweiliges Weltbild ist sehr schlüssig, dennoch ist es anstrengend weiterzuzuhören, wenn sie sich das Leben selbst schwer machen. Davon abgesehen, dass die Guten doch ziemlich grau sind, und so mancher Bösewicht unglaublich charmant erscheint, was ich grundsätzlich sehr begrüße.
Insgesamt zeigt Robin Hobb im zweiten Teil der Zauberschiffe, dass sie keineswegs daran denkt, ihre Protagonisten vor den Konsequenzen ihrer (Nicht-)Handelungen zu verschonen. Es gab einige Szenen, die ich ziemlich verstörend fand. Zudem kommt es zu einem spannenden Showdown, an deren Ende die Welt für alle Charaktere ganz anders aussieht. Aus meiner Sicht hat die Reihe „Die Zauberschiffe“ nun endlich Fahrt aufgenommen und verspricht nun richtig spannend zu werden.
Hörbuch
Matthias Lühn als Hörbuchsprecher hörte ich in „Viviaces Erwachen“ wesentlich lieber zu als noch bei „Der Ring der Händler“. Vermutlich, weil hier wesentlich weniger geröchelt und geschrien wurde. Hätte ich das Buch aber gelesen statt gehört, hätte ich aufgrund bestimmter Charaktere einige Passagen wohl einfach nur überflogen.
Empfehlung?
Wer „Der Ring der Händler“ gehört oder gelesen hat, sollte sich unbedingt auch „Viviaces Erwachen“ zu Gemüte führen. Schließlich beginnt hier die im ersten Band gelegte Saat allmählich aufzugehen. Jedoch ist es eine Reihe, in der die Protagonisten allesamt ihre Fehler haben und es schwer fällt, ihnen uneingeschränkt Sympathie entgegen zu bringen.
In einem Satz
Der zweite Teil der Zauberschiffe lässt die Geschichte richtig beginnen und weckt die Neugierde auf die weiteren Teile.