Ein schöner Zufall ist, dass dieses Interview online geht, während ich mich mit dem Zug allmählich Halle nähere, was ganz in der Nähe von Leipzig liegt. Das war aber noch gar nicht abzusehen, als ich Jennifer wegen dem Interview gefragt habe. Ich war erstaunt zu lesen, dass sie erst seit eineinhalb Jahren bloggt, mir kommt das irgendwie viel länger vor. Jedenfalls freue ich mich sehr, Euch nun mein Interview mit Jennifer von Lesen in Leipzig präsentieren zu können!
Interview mit Jennifer von Lesen in Leipzig
Wie würdest du dich selbst in drei Sätzen beschreiben?
Ich bin schon sehr quirlig und auch manchmal ein bisschen chaotisch. Und ich will immer zu viele Dinge auf einmal machen, dadurch wirke ich auf viele sehr sprunghaft. Eigentlich bin ich aber eher schüchtern und mag auch Ruhe sehr gern, das passt auf den ersten Blick nicht immer zusammen.
Wie kamst du auf die Idee, über Bücher zu bloggen?
Die Idee zu bloggen kam relativ spontan. Ich tausche mich gerne über Bücher aus, aber irgendwo fehlte mir immer der Ort dazu. Eine Weile habe ich auch mit dem Gedanken geliebäugelt, einen YouTube-Kanal zu eröffnen. Aber – so gerne ich mich auch selbst quasseln höre -–Schrift ist doch mein liebstes Medium und daher wollte ich unbedingt schreiben! Ich habe ziemlich lange den Blog meiner Fachschaft betreut, daher kannte ich mich mit WordPress schon ein wenig aus. Dazu bin ich neugierig und lerne gerne neue Sachen (und bin zudem sehr technikaffin). Als ich den Fachschafts-Blog an meine Nachfolgerin übergeben habe, hatte ich endlich Zeit um mir ein eigenes Blog aufzubauen, was ich seitdem mit viel Spaß mache!
Beeinflusst dein Germanistik-Studium dich beim Lesen und Bloggen?
Beim Bloggen weniger, auch wenn man es vielleicht hin und wieder an einem Ausdruck merkt. Allerdings beeinflusst mein Bloggen anders herum mein Germanistik-Studium, denn seit ich blogge sprudele ich vor Ideen und nehme vieles auch mit ins Studium. Außerdem ist mein Schreibstil im letzten Jahr um einiges lockerer geworden, das ist allerdings eher ein Nachteil, wenn man gerade eine Hausarbeit schreiben möchte.
Aber es kommt natürlich hin und wieder vor, dass Inhalte aus meinem Studium ins Blog wandern. Die Idee für die Themenreihe HateSpeech kam mir beispielsweise in einem sprachwissenschaftlichen Seminar, in dem es unter anderem um ehrverletzendes Sprechen ging.
In den Seminaren lesen wir außerdem viel und einiges habe ich in der Vergangenheit auch auf dem Blog vorgestellt. Allerdings neigte mein Studium sich schon ein wenig dem Ende zu, als ich zu bloggen anfing, daher ist der Einfluss nicht allzu groß.
Wie viel Zeit wendest du ungefähr die Woche zum Bloggen auf?
Das ist eine schwierige Frage. Wie viel Zeit ich für den Blog habe, hängt sehr stark davon ab, wie viel Zeit ich pro Woche überhaupt frei habe. Bis vor meinem Praktikum im Mai war das oft sehr viel Zeit und da konnte ich etwa zwei bis drei Beiträge pro Woche schreiben. Seit Mai bin ich ein wenig aus dem Tritt. Ich habe immer noch viele Ideen, aber mir fehlt leider gerade die Zeit, um alles umzusetzen. Demnächst melde ich zum Beispiel meine Masterarbeit an und ziehe dieses Jahr auch noch um. Aktuell bin ich sehr froh, wenn ich einen Beitrag pro Woche schaffe, manchmal auch nur einen sehr kurzen. Ich finde das aber völlig normal, dass es da natürliche Schwankungen gibt. Natürlich macht man sich selbst oft am meisten Stress, aber eigentlich ist es ja ein Hobby und ob ein Beitrag mal ein paar Tage später fertig ist, oft kein Weltuntergang.
Was war dein schönstes Erlebnis mit deinem Blog?
Mein schönstes Erlebnis bisher war die erste Buchmesse, die ich als Bloggerin besuchte. Ich fand es so schön, viele buchbegeisterte Menschen auf einmal zu treffen! Mit vielen anderen Buchmenschen habe ich inzwischen regelmäßigen Kontakt, obwohl ich nicht einmal alle persönlich kenne. Das finde ich wahnsinnig toll!
Wie hat sich die Buchbloggerwelt im Laufe der Zeit verändert?
Ich weiß gar nicht, ob ich das so gut beantworten kann. Mein Blog ist etwa anderthalb Jahre alt und bereits jetzt merke ich, dass sich viele Themen und Fragen wiederholen. Ich glaube, da sind die Blogs der Verlagswelt mit ihrem an die Buchmessen angelehnten Frühjahrs- und Herbstprogrammen sehr nahe. Was ich bei mir selbst bemerke ist, dass irgendwann der Drang nachlässt, sich viel Inspiration bei anderen zu holen. Irgendwann ist man übersättigt mit Ideen, Inhalten, Wünschen und kann nichts Neues mehr aufnehmen. Ich glaube daraus entstehen dann auch natürliche Zyklen, in denen neue Blogs entstehen und alte verschwinden.
Hast du eine Lieblingsbücherseite (Buchhomepage, Büchermagazin, etc.) im Netz?
Ich lese außer Blogs nicht viele buchige Magazine, dazu bin ich einfach zu übersättigt. Was ich sehr schön finde, ist der Blog Leipzig Lauscht, der aus einem studentischen Projekt entstanden ist, an dem ich auch mal mitgemacht hatte. Auch dadurch wurde ich zum eigenen Bloggen inspiriert.
Was macht für dich eine gute Rezension aus?
Vor allem Ehrlichkeit! Ich mag eine Mischung aus allgemeinen Informationen zum Buch oder zum Stil und dem persönlichen Eindruck des Lesenden. Ich lese eigentlich nur Rezensionen von Menschen, die ich auch persönlich mag oder deren Lesegeschmack meinem sehr ähnlich ist. Ansonsten mag ich es, wenn nicht einfach ein Schema abgearbeitet wird und Punkte vergeben werden. Ich will wissen, was das Thema war, was besonders im Gedächtnis blieb und was begeisterte (oder auch nicht).
Was den Aufbau angeht mag ich es eher kurz. Ich meine damit keine zwei Sätze, aber ich bin ein Fan von knackigen Aussagen. Ich brauche keinen ganzen Absatz über eine Figur, ein markanter Satz reicht mir. Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch hin und wieder längere Rezensionen lese, aber bei diesen überfliege ich dann auch ganz gerne einzelne Passagen. In solchen Fällen finde ich es toll, wenn wichtige Wörter oder Aussagen hervorgehoben oder gefettet sind. Außerdem finde ich es schön, wenn es ein kleines Fazit gibt.
Richtig spannend finde ich, wenn man Menschen sehr lange folgt und mit der Zeit merkt, wie sich auch ihre Art zu Schreiben verändert. Das gibt mir auch immer wieder neuen Input für mich, mich auszuprobieren und Neues zu wagen.
Wie hältst du es mit Rezensionsexemplaren in deinem Blog?
Rezensionsexemplare nutze ich gern und regelmäßig. Besonders bei Büchern, die ich zum Beispiel zu einer thematischen Reihe vorstelle. Ich achte jedoch darauf, dass ich auch immer wieder persönliche Schätze vorstelle oder Bücher, die ich anderweitig erworben habe. Das macht dann insgesamt eine gute Mischung. Durch Rezensionsexemplare kann ich mehr lesen und vorstellen, als ich es nur mit eigenen erworbenen Büchern tun würde. Bei meinen eigenen Büchern stelle ich oft auch nur die vor, die ich wirklich gut fand. Die mittelmäßigen oder schlechten Bücher erwähne ich in meinem Monatsrückblick, aber oftmals habe ich zu diesen Büchern auch nicht viel zu sagen, sodass sich eine ganze Rezension nicht lohnen würde.
Wenn dich ein Litblogneuling nach einem Tipp fragen würde, welchen würdest du ihm geben?
Sich ein Vorbild zu suchen und sich an diesem zu orientieren. Außerdem hilft es natürlich, sich mit älteren wie neueren Blogger*innen zu vernetzen und voneinander und miteinander zu lernen 🙂
Was hat deine Leseleidenschaft geweckt?
Leseleidenschaft war bei mir eigentlich immer schon vorhanden. Meine Mama liest auch sehr viel, daher war es für mich immer sehr natürlich, dass überall Bücher liegen und man lange Autofahrten mit Büchern zu plant. Auch im Urlaub wurde viel gelesen und ich hatte eine Jahreskarte in der Bibliothek, die gerne genutzt wurde!
Dein absolutes Lieblingsgenre ist Fiktion – gab es da ein Schlüsselerlebnis oder „warst“ du schon immer so?
Fiktionale Literatur umfasst (ganz germanistisch gesehen) erst einmal ziemlich viel. Ich weiß gar nicht, ob ich sagen würde, dass dies mein Lieblingsgenre ist, eben weil es so ein offener Begriff ist. Aber ich finde die Festlegung auf Genre auch schwer. Es fällt mir weitaus leichter, zusammen zu fassen, was ich NICHT lese. Das liegt aber auch daran, dass sich mein Lesegeschmack in den letzten paar Jahren so rasant geändert hat, wohl auch ausgelöst durch mein Studium.
In welches Buch würdest du gern einmal hineinklettern, wenn du könntest – außer Harry Potter?
Diese Frage kommt unter Buchmenschen häufiger vor und ich verstehe sie ehrlich gesagt nie. Ich möchte in Bücher eintauchen, weil sie für mich eben nicht Alltag sind. Aber (wie bei Buchverfilmungen auch), jeder stellt sich seine Welt individuell vor. Ich glaube, würde ich in mein Lieblingsbuch eintauchen und es wäre anders als von mir erwartet, wäre ich sehr enttäuscht. Daher lasse ich das lieber 🙂
Gibt es ein Genre, welches dir absolut nicht zusagt?
Mit (Auto-)Biografien oder Reiseliteratur kann ich nicht viel anfangen, selbst wenn ich die Person an sich spannend finde. Aber diese Bücher sind oftmals so chronologisch geschrieben, dass reizt mich gar nicht.
Wonach wählst du deine Bücher aus?
Ausgewählt wird, was mich interessiert. Mich kann der Inhalt locken, der Stil, manchmal auch nur der Titel. Das ist ganz unterschiedlich und hängt auch ein wenig vom Genre ab und ob ich gerade Bücher entdecken möchte oder gezielt nach einer bestimmten Richtung suche.
Wie würdest du deinem SuB charakterisieren? War er schon immer so groß? Gibt es ein Prinzip dahinter?
Tatsächlich ist mein SuB erst seit meinem Studium gewachsen. In den ersten beiden Jahren meines Studiums habe ich im Studentenwohnheim gewohnt und hatte nur zwei Regelreihen Platz für Bücher. Danach habe ich dann eine Weile exzessiv Bücher gekauft. Inzwischen versuche ich nur noch zu kaufen, was ich auch wirklich direkt lesen will, auch weil der SuB natürlich weiter wächst. Ich habe aber mit unter 100 Büchern auf dem SuB auch gar nicht so ein Ungetüm wie manch anderer. Dennoch möchte ich demnächst auch den SuB einmal ausmisten und schauen, was ich vielleicht vor 5 Jahren gekauft habe, nun aber eigentlich gar nicht mehr lesen möchte.
Wie groß ist deine Wunschliste?
Das ist schwierig zu sagen, denn eine richtige Liste habe ich gar nicht. Oft habe ich die Bücher, die ich gerne hätte, einfach im Kopf. Aber wie bei vielen anderen Buchmenschen auch, sind es wahrscheinlich mehr Bücher als ich Zeit zu lesen habe…
Magst du Buchverfilmungen? Wenn ja, welches Buch sollte unbedingt verfilmt werden? Oder eben grade nicht?
Ich halte nicht viel vom Vergleich zwischen Buch und Film. Das sind zwei verschiedene Medien, die ganz unterschiedlich funktionieren sollen und dürfen und das ist auch ok so. Ich habe viele gute Filme gesehen, bei denen ich hinterher überrascht feststellte, dass sie auf einem Buch beruhen.
Daher habe ich auch kein Buch, von dem ich dringend einen Film sehen wollte. Filme suche ich nach ganz anderen Kriterien aus als Bücher und lustigerweise würde ich dort auch Genre (wenn man so sagen will) sehen, die ich in der Regel nicht lese.
Wie stehst du zu E-Books?
Ich habe einen e-Book-Reader, nutze ihn aber selten. Ich habe gerne ein Buch in der Hand, möchte das Gewicht in der Tasche haben, wenn die Bahn sich verspätet, und die Seiten beim Lesen in der Hand fühlen. Zudem lese ich viel Fachliteratur über den PC und der Reader ist mir da einfach zu nah dran, sodass es sich meist eher wie Arbeit anfühlt. Vielleicht ändert sich das nach dem Studium auch.
Wie viele Stunden liest du die Woche?
Das hängt davon ab, wie viel Zeit ich zum Lesen habe. Ich lese gerne in der Bahn, sodass am Tag schon etwa eine halbe bis Stunde unterwegs gelesen wird. Außerdem lese ich gerne, aber nicht immer vor dem Einschlafen. Hin und wieder rolle ich mich auch auf der Couch unter die Decke und lese einfach mal zwei, drei Stunden, aber das kommt leider viel zu selten vor.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!
Neugierig geworden? Dann schau in Jennifers Blog „Lesen in Leipzig“ vorbei!
Wenn dir dieses Interview gefallen hat, dann stöbere doch mal durch die vorherigen Interviews!
Habe das Interview sehr gerne gelesen <3
Wie viel man so nochmal von dem Menschen hinter dem Blog mitbekommt, gerad weil man die wenigsten Online-Bekanntschaften intensiv offline kennenlernt.
Ich wusste gar nicht wie viele Interviews hier bereits sind *-* Hab natürlich auch gestöbert (=
Wünsche euch zweien einen mukkeligen Sonntagabend!
Ich finde es auch immer wieder schön, noch einmal einen anderen Blick auf Blogger*innen zu bekommen 🙂 Und ja, sind mittlerweile schon ganz schön viele Interviews ^^
Wünsche dir einen guten Wochenstart!