Reloaded: Nachgefragt bei … Anja

Header von ichbinkreatiefFoto: Anja Darmstadt

Im Oktober 2011 war Anja, damals noch als Rishu bekannt, mit ihrem Blog das erste Mal bei mir zu Gast. In der Neuauflage blickt Anja unter anderem auf das alte Interview zurück und amüsiert sich über einen Teil ihrer damaligen Antworten. Wir Menschen werden eben alle älter und dabei hoffentlich zumindest auch ein bisschen klüger. Jedenfalls viel Spaß beim Lesen dieser neuen Ausgabe von „Reloaded: Nachgefragt bei …“!

Interview mit Anja von Der Bücherblog

Hat sich in den Jahren seit deinem Interview die Ausrichtung deines Blogs geändert oder gab es andere gravierende Änderungen am Blog?

Wenige Monate nach dem Interview habe ich mir meinen eigenen Webspace gekauft und den Blog aufgrund fehlender kreativer Ideen in buecherblog.org umbenannt…die Domain war noch frei, da habe ich natürlich zugegriffen. Ansonsten hat sich gar nicht so viel verändert. Ich nehme mir seit Jahren vor, mehr über Buchverfilmungen und Filme/Serien generell zu schreiben, aber bis auf wenige Ausnahmen bleibt es bei dem Vorhaben.

Mittlerweile arbeitest du nicht mehr im Buchhandel. Hat sich das auf den Blog ausgewirkt?

Ja, meine Lieblingskategorie mit den Kundengeschichten musste leider wegfallen. Aber ansonsten hat sich eigentlich nicht viel verändert, meine Arbeit hatte nie viel Einfluss auf den Blog. Schade eigentlich.

Verwendest du mehr oder weniger Zeit zum Bloggen als früher?

Weniger. Ich habe viele und lange Phasen, in denen ich so gar keine Lust habe, mich überhaupt an den PC zu setzen. Dafür geht jetzt gefühlt mehr Zeit für Netflix drauf. Wobei ich vorher auch schon viele Serien geguckt habe. Ich arbeite auch nicht mehr Stunden als im Buchhandel, bin ja sogar früher zuhause, aber merkwürdigerweise ist trotzdem weniger Zeit da.

Was sind aus deiner Sicht die größten Veränderungen bei den Buchbloggern?

Ich habe mir zur Vorbereitung nochmal mein altes Interview von 2011 durchgelesen und musste sehr schmunzeln, weil ich dort eine FAZ Diskussion zum Thema Rezensionen ansprach. Also hat sich gar nicht so viel verändert, oder? Blogger vs. Feuilleton taucht immer wieder auf, die Rezensionsexemplar-diskussionen gibt es immer wieder…es dreht sich im Kreis.
Was sich aber schon verändert hat, ist der Professionalisierungsgrad, auch bedingt durch die Aktivitäten der Verlage. Ich bin immer sehr beeindruckt davon, was manche BloggerInnen in Kooperationen auf die Beine stellen und wie viel Zeit und Arbeit sie in ihr Hobby stecken.
Ein weiterer Punkt ist die Sensitivität gegenüber kritischen Themen wie Diversity, Rassismus, Feminismus und weiteren -ismen. Da habe ich schon das Gefühl, auch bei mir persönlich, dass sich näher mit diesen Themen beschäftigt und auch auf Missstände aufmerksam gemacht wird. Zwar längst nicht von der Mehrheit der BloggerInnen, aber es gibt auf jeden Fall einige laute Stimmen, die sich glücklicherweise regelmäßig für diese Themen einsetzen.

Fast jeder langjährige Buchblogger hat schon einmal eine Flaute erlebt, wo er wenig bis überhaupt nicht gebloggt hat. Was hat dich zum Weitermachen bewegt?

Der Blog begleitet mich schon mein halbes Leben. Er gehört einfach zu mir. Ich will nicht ausschließen, dass ich nicht irgendwann doch das Handtuch werfe oder vielleicht plötzlich ein ganz anderes Thema finde, über das ich bloggen möchte, aber aktuell bleibt erstmal alles so, wie es ist. Wobei ich immer hoffe, wieder aktiver zu werden. Wenn nur der Schweinehund nicht so viel Macht hätte!

Viele Blogger haben ihren Buchblog in den letzten Jahren aufgegeben, sei es aus Zeitmangel oder sich verändernden Interessen. Welche Buchblogger vermisst du am meisten?

Shame on me, aber da fallen mir gar keine Blogs ein, außer: Ich fand es sehr schade, als Nina Libromanie einstampfte, sie war eine der Ersten, die ich damals als „groß“ empfand.

Dafür haben aber auch viele Blogger neu angefangen. Nenn uns doch drei neue Buchblogs, die du empfehlen kannst! Alternativ nenne uns drei empfehlenswerte Blogs, die noch heute aktiv sind?

An dieser Stelle muss ich dann wohl auspacken, dass ich selbst so gut wie gar keine Buchblogs mehr aktiv lese. Ähöm. In meinen Feedreader habe ich trotz mehrmaliger Vorsätze schon Jahre nicht mehr reingeguckt. Was ich lese, sind einzelne Artikel, die mir auf Twitter geteilt werden und mir auffallen. Oft bleibe ich bei Artikeln von Geekgeflüster hängen, ebenso bei Ink of Books und The Written Word. Besonders gerne lese ich inzwischen Essays über die eben schon erwähnten kritischen Themen.
Wenn ich die Frage auch für Instagram ummodeln darf, dann habe ich noch drei Accounts, deren Fotos und Stories aktuell besonders gefährlich für meine Wunschliste sind: txtrovert, julesleseecke und eltragalibros.

Hat sich dein Anspruch an eine gute Rezension geändert?

Ich bin immer noch der Meinung, dass jeder seine Rezensionen so schreiben soll, wie er oder sie möchte. Mein Anspruch beschränkt sich darauf, dass ich mehr als den Klappentext und „War toll“ lesen möchte.

Ist deine Einstellung zu Rezensionsexemplaren mittlerweile eine andere?

Ich habe zwischenzeitlich mal einige Rezensionsexemplare angefragt, aber das möchte ich nicht mehr. Sobald ich im Kopf habe, dass ich ein Buch lesen MUSS, entwickle ich eine innere Sperre, das macht mir keinen Spaß. Ich habe noch immer zwei gelesene Rezensionsexemplare aus September/Oktober 2017 auf dem Schreibtisch liegen, die ich rezensieren muss und wo sich bei mir alles sträubt – nicht weil die Bücher schlecht waren, sondern weil ein Zwang dahintersteckt. Also nein, meine Einstellung hat sich nicht verändert. Ich würde zwar am liebsten alle Bücher anfragen, die mich interessieren, aber glücklicherweise bleibe ich stark und lasse es.

Liest du mehr oder weniger als früher?

Leider sehr viel weniger, was ich an meinen Jahresrückblicken immer schmerzlich vor Augen geführt bekomme. Ich finde das sehr schade, aber ich möchte mich natürlich auch nicht zum lesen zwingen.

Ist dein Lieblingsgenre unverändert? Oder hast du mittlerweile einen anderen Lesegeschmack?

2011 habe ich noch behauptet, Jugendbuch sei ein Genre 😉 Aber ja, geändert hat sich mein Geschmack auf jeden Fall. Früher habe ich sehr gerne Bücher alla Twilight gelesen, jugendliche Romantasy. Das ödet mich inzwischen an. Stattdessen lese ich aktuell hauptsächlich zeitgenössische Romane, sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene, ab und zu mal Science Fiction. Ich möchte außerdem mehr Sachbücher lesen, um Neues zu lernen.

Durch das Fortschreiten der Technik sind eBooks wesentlich häufiger als früher. Auch ist es leichter geworden, an Hörbücher zu kommen. Hat dies auch deine Lesegewohnheiten verändert

Ja, ich höre inzwischen um die zehn Hörbücher im Jahr. Früher konnte ich damit gar nichts anfangen. Heute mag ich es vor allem, englischsprachige Romane oder Jugendbücher zu hören statt zu lesen. Bei den E-Books hat sich nicht so viel verändert. Ich besitze zwar einen Reader, der liegt aber den Großteil des Jahres unbenutzt herum. Vielleicht sähe das anders aus, wenn ich keinen SuB hätte, wer weiß. Aber ich werde es bei der Größe meines SuBs nie herausfinden 😉

Hat sich etwas bei deinem SuB verändert?

Ja, er ist gewaltig gewachsen. Ende 2011 lag er bei um die 200 Bücher, auch wenn diese Zahl nicht ganz aktuell war. Bis vor kurzem stand er Zähler bei 660…bis ich 120 Bücher aussortiert habe, weil es so einfach nicht weitergehen kann. Ich habe aber im Vergleich zu früher bei weitem nicht mehr so viele Neuzugänge im Jahr. Nur das Verhältnis Gelesen vs. Neue Bücher kann ich leider immer noch nicht umkehren, am Ende des Jahres steht da immer ein Plus.

Du hast bereits verschiedene Buchblogger-Events besucht und auch einmal auf einem Podium gesessen. Hat das deine Einstellung zum Bloggen verändert?

Jain. In der Theorie finde ich diese Events total cool und würde gerne öfter aktiv mitmischen, statt nur zuzuhören. In der Praxis denke ich, dass von meiner Seite aus sehr viel mehr Einsatz nötig wäre, um für solche Veranstaltungen regelmäßig relevant zu sein. Und da kommen wir wieder zum Motivations- und Zeitproblem. Ich besuche Events aber weiterhin sehr gerne, hauptsächlich um Blogger-kollegInnen zu treffen. Inhaltlich könnte bei den Veranstaltungen gerne noch eine Schippe draufgelegt werden, bisher waren diese meistens thematisch eher an Anfänger gerichtet.

Und zu guter Letzt: Wenn du auf das erste Interview schaust, würdest du eine Frage anders beantworten und wenn ja, was wäre deine heutige Antwort drauf?

Nein, die Antworten passen immer noch alle, viel anders würde meine Antwort heute auch nicht aussehen. Amüsiert habe ich mich über meine Aussage, ich würde gerne mal ein Rebecca Gablé Buch lesen, obwohl ich historische Romane nicht leiden kann. Tatsächlich habe ich – wenn ich mich recht erinnere – in den letzten Jahren nur einzigen historischen Roman gelesen…und es war nichts von Rebecca Gablé (es war „Die Bücherdiebin“). Das steht also immer noch auf der To-Do- Liste.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!

Übrigens: Auf der nächsten Seite findet Ihr das erste Interview von vor sieben Jahren!

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