Reloaded: Nachgefragt bei … Kirsche

Moodbild vom Blog Collection of BookmarksBild: Kirsche

Der Blog Collection of Bookmarks entstand nur wenige Monate nach meinem alten Buchblog, nämlich im Dezember 2010. Zu Beginn wurde er von einem Duo betrieben, allerdings stieg eine der Bloggerinnen 2015 aus. Ich bin aber sehr froh, dass Kirsche sich zum Weitermachen entschlossen hat! Für mich war es spannend zu lesen, dass wir recht ähnliche Entwicklungen hinter uns haben. Was sich seit dem ersten Interview vor ziemlich genau fünf Jahren verändert hat, erfahrt Ihr in dieser neuen Ausgabe von „Reloaded: Nachgefragt bei …“!

Interview mit Kirsche von Collection of Bookmarks

Hat sich in den Jahren seit deinem Interview die Ausrichtung deines Blogs geändert oder gab es andere gravierende Änderungen am Blog?

Da wir als Duo begonnen hatten, und somit auch zu zweit die Inhalte und Themen auf unserem Blog gestalten konnten, veränderte sich die Arbeit bei Erdbeeres Weggang 2015 stark. Es deutete sich zwar über Monate an, aber wenn man ein Projekt gemeinsam beginnt, ist eine „Trennung“ natürlich immer ein einschneidendes Erlebnis, zumal ich damals auch immer weniger Zeit zum Bloggen fand.

Rein thematisch hat sich mein Fokus vom Jugendbuch bzw. YA wegbewegt und ist immer stärker in Richtung Belletristik gewandert. Gegen ein paar gute Titel aus dem Jugendgenre habe ich zwar nichts einzuwenden, aber ich lese schon lange nicht mehr alles, was mir in die Hände kommt.

Verwendest du mehr oder weniger Zeit zum Bloggen als früher?

Wesentlich weniger. Früher glaubte ich, dass man seine Leser*innen nur halten kann, wenn man jeden Tag einen Blogpost erstellt. Heute weiß ich, dass das Quatsch ist. Es ist klüger, sich wenige, aber dafür ausgereifte Posts zu überlegen, in die man sein Herzblut steckt, als jeden Tag bei irgendwelchen inhaltslosen Aktionen mitzumachen, um seinen Blog täglich füllen zu können. Qualität vor Quantität.

Was sind aus deiner Sicht die größten Veränderungen bei den Buchbloggern?

Viele Buchblogger*innen führen ihre Blogs nur noch nebenbei. Bei ihnen spielt sich der Hauptteil auf Instagram ab, wahrscheinlich, weil es vor allem kurzweilig ist und man eine breitere Masse erreichen kann. Weiterhin ist mir aufgefallen, dass es immer mehr Blogger*innen wichtig geworden ist, „Gesicht zu zeigen“. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mir kommt es so vor, als würden diejenigen, die viel von sich preisgeben, auch mit vielen Followern belohnt werden.

Fast jeder langjährige Buchblogger hat schon einmal eine Flaute erlebt, wo er wenig bis überhaupt nicht gebloggt hat. Was hat dich zum Weitermachen bewegt?

Der Blog ist ein Ausgleich für mich; eine Möglichkeit, sich mit anderen Leser*innen auszutauschen, aber eben auch ein Ventil, um Begeisterung für ein Buch hinauszubrüllen, oder sich lauthals über eines aufzuregen. Manchmal brauche ich diese Möglichkeit mehr, mal weniger. Aber ich brauche sie.

Viele Blogger haben ihren Buchblog in den letzten Jahren aufgegeben, sei es aus Zeitmangel oder sich verändernden Interessen. Welche drei Buchblogger vermisst du am meisten?

Viele der Blogger*innen, die ich früher gern gelesen habe, sind nun mehr auf Instagram aktiv. Darunter bspw. Captain Cow und Herr Booknerd. Deswegen kann man nicht wirklich von vermissen sprechen, da man seinen Input nun auf andere Weise bekommt.

Dafür haben aber auch viele Blogger neu angefangen. Nenn uns doch drei neue Buchblogs, die du empfehlen kannst! Alternativ nenne es uns drei empfehlenswerte Blogs, die noch heute aktiv sind?

Einer der Gründe, wieso die Erdbeere und ich damals mit dem Bloggen angefangen haben, war Miss Bookiverse, die bis heute eine der wenigen Blogs führt, die ich fast täglich besuche. Das Schöne ist, dass man ihr sowohl auf Instagram als auch auf tumblr folgen kann und nie das Gefühl bekommt, dass eine Plattform vernachlässigt wird.
Karin von little words habe ich recht spät entdeckt und zähle sie deswegen immer noch zu den neuen Blogs, obwohl sie bereits vier Jahre dabei ist. Sie besticht vor allem mit tollen Fotos und der Liebe zu Klassikern und schönen Ausgaben.
Bei Kittyzer von Back down to Earth schaue ich gern vorbei, weil sie Buch- und Filmcontent verbindet. Als leidenschaftliche Kinogängerin ist für mich also nicht nur literarisch etwas dabei.

Hat sich dein Anspruch an eine gute Rezension geändert?

Ich mochte lange Rezensionen noch nie, war früher aber nicht in der Lage, sie auch so zu schreiben. Heute gebe ich mir Mühe, nicht zu viel zu verraten und trotzdem meine Meinung wiederzugeben. Natürlich ist es komplizierter, mit weniger Worten genauso viel auszudrücken wie mit der doppelten Anzahl. Aber ich denke, genau das macht eine gute Besprechung aus.

Ist deine Einstellung zu Rezensionsexemplaren mittlerweile eine andere?

Als Bloggerneuling ist man natürlich total aufgeregt und hibbelig, wenn man die Zusage für ein Reziexemplar bekommt. Damals hatte ich allerdings auch noch viel mehr Zeit und habe mich auch von diversen Meinungen beeinflussen lassen, sodass ich wirklich viel angefragt habe. Heute ist das ganz anders. Es kommt nur noch selten vor, dass ich ein Exemplar anfrage. Das liegt nicht unbedingt an geringerem Interesse, sondern eher daran, dass ich neben dem Studium weiterhin in der Buchhandlung arbeite, in der ich meine Ausbildung absolviert habe. So bekomme ich viele Leseexemplare der Verlage, ohne sie anfragen zu müssen und kann mir dann in Ruhe aussuchen, welche infrage kommen und welche nicht.

Liest du mehr oder weniger als früher?

Ich würde sagen, dass ich quantitativ weniger lese, qualitativ aber mehr (falls dieser Satz wirklich Sinn ergibt). In den ersten Blogjahren habe ich immer wieder zum gleichen Genre gegriffen, auch wenn es mich schnell langweilte. Jugend- und YA-Bücher kann man so schön weglesen und da ich damals viele Besprechungen kurz hintereinander veröffentlichen wollte, war das genau das Richtige. Heute schaue ich mir ein Buch dreimal an, bevor ich es mir zulege, erlebe aber dafür viel weniger Enttäuschungen und lese auch ein viel breiteres Feld. Deswegen würde ich sagen, dass mein Leseverhalten heute ein besseres ist, obwohl ich weniger Bücher im Monat schaffe.

Ist dein Lieblingsgenre unverändert? Oder hast du mittlerweile einen anderen Lesegeschmack?

Ich habe kein wirkliches Lieblingsgenre, obwohl mich Bücher, die im magischen Realismus angesiedelt sind, oftmals überzeugen können. Einen anderen Lesegeschmack als früher würde ich mir nicht zuschreiben; nur eben die Fähigkeit, nun besser differenzieren zu können.

Durch das Fortschreiten der Technik sind eBooks wesentlich häufiger als früher. Auch ist es leichter geworden, an Hörbücher zu kommen. Hat dies auch deine Lesegewohnheiten verändert?

Da ich viele eBooks von den Verlagen zugeschickt bekomme, lese ich immer öfter auf dem Reader. Ein „richtiges Buch“ ist trotzdem schöner. Bei Romanen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob ich sie wirklich lesen will, oder nicht, greife ich auch gern mal zum Hörbuch, sofern mir der/die Sprecher*in gefällt.

Hat sich etwas bei deinem SuB verändert?

Ich habe zu Beginn meiner Bloggerzeit über die Blogger*innen geschmunzelt, die sich einen SUB über 100 Bücher angelacht hatten. Bis ich dann selbst über 120 ungelesene Bücher in meinen Regalen zu stehen hatte. Danach wurde einmal sehr streng aussortiert und seitdem hält sich mein SUB bei ca. 20 Büchern (wenn wir die ungelesenen eBooks mal nicht mitzählen). Kaufverbote tu ich mir allerdings nicht an.

Und zu guter Letzt: Wenn du auf das erste Interview schaust, würdest du eine Frage anders beantworten und wenn ja, was wäre deine heutige Antwort drauf?

Die Frage „Wie oft bloggst du in der Woche?“ würde ich ganz klar anders beantworten, da es jetzt nicht mehr 3-4 Tage in der Woche sind, sondern 3-4 Tage im Monat. Auch wenn es um Buchverfilmungen geht, hat sich meine Meinung etwas verändert. Die letzten Jahre haben mir gezeigt, dass es auch gute filmische Umsetzungen von Romanen geben kann, und so freue ich mich jetzt sogar auf die ein oder andere Verfilmung.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!

Auf der nächsten Seite findet Ihr das erste Interview aus Oktober 2013!

8 Kommentare

  1. Mir fällt immer wieder auf, dass ich die Interviews, bei denen deutlich wird, das sich einiges im Leben der Blogger verändert hat, deutlich spannender finde. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch schön zu sehen, wenn jemand von Anfang seine Richtung für sich gefunden hat und das auch über Jahre weiter so durchziehen konnte. *g*

    • Ich muss ehrlich sagen, dass ich es auch seltsam fände, wenn sich nach fünf Jahren so gar nichts verändert hätte. Wandel gehört zum Leben dazu und hört eigentlich nie wirklich auf. Wobei es natürlich auch Menschen gibt, sie schon in frühen Jahren meinen, dass Veränderungen für sie nicht mehr nötig sind. Natürlich ist ein Blog nochmal was anderes, aber auch bei Zeitungen und Zeitschriften zeigt sich ja, dass Stillstand oftmals den Tod bedeutet. In diesem Fall also die Einstellung des Blogs …

      • Och, bei mir persönlich hat sich in den letzten fünf Jahren relativ wenig getan. Eine andere Wohnung und weniger Katzen, aber alles andere ist eigentlich unverändert und das nicht, weil ich Veränderung ablehne …

  2. Aww, was für liebe Worte für mich, danke, liebe Kirsche <3 Ich bin so froh, dass du weiterhin tapfer bloggst.

    Die Beobachtung zum "Gesicht zeigen" finde ich total interessant. Mir ist das noch nie so aufgefallen, aber ich glaube da ist definitiv was dran. Die breite Followermasse scheint sich manchmal doch mehr für das Privatleben zu interessieren 😉 oder möchte eben lieber Empfehlungen von jemandem hören, unterm der.dem sie sich auch jemand Reales vorstellen können.

    • Mir ist das in den letzten Jahren mit dem „Gesicht zeigen“ auch sehr aufgefallen. Gefühlt macht das mittlerweile fast jede Person. Weshalb ich mich in Blog und SoMe schließlich entschieden habe, ein Porträtbild von mir einzustellen. Ob das sich positiv auf meine Followerzahlen oder meine Glaubwürdigkeit ausgewirkt hat, kann ich allerdings nicht beurteilen.

      • Ich glaube ehrlich gesagt, dass da mehr hinter stecken müsste als nur ein Porträtbild, also wirklich eher dieses aktive Teilen des Alltags mit Gesicht (z.B. in Instastories), Ton und Video spielen da eine große Rolle, glaube ich. Aber wer weiß, wer weiß (:

        • Das geht für mich dann in Richtung Multimedia, was auf jeden Fall auch zu beobachten ist. Nicht mehr nur Text, sondern auch Bild und Ton. Was natürlich meistens auch nochmal persönlicher ist als reiner Text.

          Bin persönlich davon nicht ganz so begeistert, weil das vom Inhalt weggeht, stattdessen Optik und Technik in den Vordergrund rückt. Aber ich kann auch mit „Influencern“ wenig anfangen und das ist für mich dann die Vorstufe.

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