Diese Interviewreihe nähert sich mit großen Schritten ihren vorläufigen Ende, da von den damals interviewten Blogger*innen fast keine*r mehr aktiv ist. Zum Glück ist jedoch Konstanze weiterhin dabei! Ihr neuer Blog Alles außer Lyrik ist am 11. Mai 2018 offiziell online gegangen, aber der Vorgänger Winterkatzes Buchblog startete am 5. August 2009. Dementsprechend feiert sie demnächst ihr zehnjähriges Blog-Jubiläum. Viel Spaß mit dieser Ausgabe von „Reloaded: Nachgefragt bei …“!
Interview mit Konstanze von Alles außer Lyrik
Hat sich in den Jahren seit deinem Interview die Ausrichtung deines Blogs geändert oder gab es andere gravierende Änderungen am Blog?
Als du mich vor ungefähr 4 ½ Jahren zum Bloggen befragt hattest, hast du den Begriff „Wohnzimmer-Atmosphäre“ für meinen Blog verwendet, was ich sehr schön und passend fand. Im Prinzip stimmt das wohl immer noch, zumindest habe ich nicht bewusst etwas verändert. Allerdings finde ich weniger private Dinge zu erzählen als früher, denn über die meisten Sachen, die mich so beschäftigen, habe ich ja schon mal einen Blogbeitrag geschrieben. Auch ist der „Katzenanteil“ deutlich geringer geworden, da wir inzwischen nur noch eine statt vier Katzen haben, und Christie ist zwar ein wichtiger Teil unseres Lebens, bietet aber nicht so viel Stoff für Blogbeiträge wie die drei Kater, die deutlich häufiger Unsinn angestellt hatten. Dafür gibt es inzwischen die regelmäßigen Lese-Sonntage (immer am dritten Sonntag im Monat), an denen ich von meinen gelesenen Büchern und anderen Sachen erzähle, die ich zur Entspannung an diesem Tag so mache.
Verwendest du mehr oder weniger Zeit zum Bloggen als früher?
Leider weniger. Was nicht so sehr an dem Zeitaufwand liegt, den ich für das Schreiben meiner Blogbeiträge (und das Lesen der rezensierten Bücher) aufbringe, sondern daran, dass ich inzwischen deutlich weniger Kommentare schreibe – was für mich halt auch zum Bloggen dazugehört. Auf der einen Seite haben sehr viele Blogger, mit denen ich mich früher viel ausgetauscht hatte, in den letzten Jahren ihren Blog aufgegeben oder das Bloggen auf ein Minimum reduziert, auf der anderen Seite finde ich auch viel zu selten neue (Buch-)Blogs, bei denen ich das Bedürfnis verspüre, meine Gedanken zu einem Beitrag zu hinterlassen. Meine Genre-Vorlieben teilen nur wenige andere Blogger, und dass ich seit einigen Jahren fast nur noch englischsprachige Veröffentlichungen lese, macht den Austausch über Bücher noch schwieriger. Das merke ich auch deutlich an den Kommentaren, die ich selbst bekomme. Früher gab es kaum eine Woche, in der ich nicht täglich Kommentare zu meinen Beiträgen beantworten durfte, inzwischen gibt es regelmäßige Kommentare eigentlich nur noch an den monatlichen Lese-Sonntagen von den teilnehmenden Bloggerinnen.
Was sind aus deiner Sicht die größten Veränderungen bei den Buchbloggern?
Abgesehen davon, dass wirklich viele Buchblogger inzwischen zu Instagram abgewandert sind, sehe ich gar nicht so viele Veränderungen. Viele Diskussionen, die in den letzten Monaten durch die verschiedenen Blogs wanderten, sind auch schon in den vergangenen Jahren immer wieder aufgekommen. Politische oder sehr persönliche Beiträge gab es auch schon früher auf Buchblogs, auch wenn es mir so vorkommt, als sei da die Bandbreite – gerade bei den politischen Themen – größer geworden. Auch das Bedürfnis, eine gewisse Professionalität mit dem Blog zu beweisen, gab es schon früher, ebenso Blogger, bei denen das zu so großem Druck führte, dass das Bloggen vom Lieblingshobby zur lästigen Pflicht wurde.
Fast jeder langjährige Buchblogger hat schon einmal eine Flaute erlebt, wo er wenig bis überhaupt nicht gebloggt hat. Was hat dich zum Weitermachen bewegt?
Ich tausche mich einfach gern über Bücher aus und ich mag es, dass ich einen festen Ort habe, an dem ich meine Meinung zu einem Buch festhalten kann. Außerdem ist mein Blog halt nicht „nur“ ein Buchblog, ich schreibe auf meinem Blog auch über viele andere Dinge, die in meinem Leben passieren, und das bietet mir auch in Phasen, in denen ich weniger zum Lesen komme (oder Romane lese, über die ich beim besten Willen nichts Nennenswertes sagen kann), Stoff für Blogbeiträge. Vor allem aber ist es das Bewusstsein, dass „Alles außer Lyrik“ mein eigener kleiner Bereich ist, in dem ich tun und lassen kann, was ich will. Ich muss mich bei meinen Blogbeiträgen an keine Form halten, ich habe keine Abgabetermine, es gibt keine Regeln – alles, was ich „muss“, ist Spaß mit einem meiner liebsten Hobbies haben und mich darüber freuen, dass ich mich so mit anderen Menschen austauschen kann, die meine Interessen teilen.
Hat sich dein Anspruch an eine gute Rezension geändert?
Nein, da ist meine Meinung die gleiche geblieben. Ich hoffe bei Blog-Rezensionen immer noch auf einen persönlichen Blick auf ein Buch, ohne dass ich zu viel über den Inhalt erzählt bekomme. Mir sind die Kritikpunkte mindestens ebenso wichtig wie die lobenswerten Aspekte einer Veröffentlichung und ich mag es gern, wenn sich jemand seiner eigenen Vorlieben und Abneigungen bewusst ist und darauf innerhalb seiner Rezension auch eingehen kann, weil ich dann die geäußerten Aussagen besser einschätzen kann.
Ist deine Einstellung zu Rezensionsexemplaren mittlerweile eine andere?
Nein. Ich habe noch nie für meinen Blog Rezensionsexemplare haben wollen und daran hat sich in all den Jahren nichts geändert. Ich möchte meinen Blog so verpflichtungsfrei wie möglich halten, und das bedeutet eben auch, dass ich keine Bücher mit Zeitdruck lesen möchte.
Liest du mehr oder weniger als früher?
Wenn ich meine Statistiken so anschaue, dann lese ich im Schnitt genauso viel und genauso häufig wie vor ein paar Jahren. Meine Konzentrationsfähigkeit ist nicht mehr so hoch (oder vielleicht entsteht der Eindruck auch nur, weil ich mich auf englische Bücher mehr konzentrieren muss), was bedeutet, dass ich inzwischen mehr Ruhe zum Lesen benötige. Aber da ich mir diese ruhigen Zeiten im Zweifelsfall bewusst schaffe, hat sich da eigentlich nichts geändert.
Ist dein Lieblingsgenre unverändert? Oder hast du mittlerweile einen anderen Lesegeschmack?
Ich bin weiterhin eine Querbeetleserin, auch wenn ich auf dem Blog wohl überwiegend über fantastische Romane rede. Was sich geändert hat, ist, dass ich inzwischen deutlich häufiger zu Fantasygeschichten für jüngere Leser („Middle Grade“) greife. In diesem Bereich finde ich die vielfältigen Themen, die mir Spaß machen, sehr viele Autorinnen unterschiedlicher Herkunft, die eine für mich erfrischenden Perspektive und ungewöhnliche kulturelle Hintergründe in eine Geschichte bringen, und ich bekomme bei Romanen für diese Altersgruppe keine Liebesgeschichten vorgesetzt. Von den Liebesgeschichten in (Urban-)Fantasyromanen hatte ich in den letzten Jahren die Nase nämlich ziemlich voll …
Durch das Fortschreiten der Technik sind eBooks wesentlich häufiger als früher. Auch ist es leichter geworden, an Hörbücher zu kommen. Hat dies auch deine Lesegewohnheiten verändert?
Im Prinzip könnte ich hier meine Antwort vom letzten Interview hinkopieren, denn so richtig bin ich mit den eBooks immer noch nicht warmgeworden. Allerdings habe ich inzwischen nicht nur meinen gebraucht gekauften Kindle für Titel, die von meinen Lieblingsautoren per Selfpublishing veröffentlicht werden, sondern auch einen (älteren) Tolino für eBook-Ausleihen bei der Stadtbibliothek. Trotzdem lese ich immer noch relativ ungern ein eBook und greife lieber zum gedruckten Exemplar. Mir fehlt beim eBook das Gefühl für den Umfang des Buches und ich hasse all die Leseproben, Anzeigen und Links zu weiteren Titeln am Ende eines eBooks, die dafür sorgen, dass bei manchen Büchern 25% der Datei nicht zur Geschichte gehören. Auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass ich es schön finde, dass ich durch das eBook-Format eher mal in den Genuss von Backlist-Titeln komme, die von den Autoren dann nach Rückgabe der Rechte selbst veröffentlicht werden.
Hat sich etwas bei deinem SuB verändert?
Ja, definitiv. Vor einigen Jahren bestand mein SuB zum Großteil aus deutschen Büchern und zum Zeitpunkt des Interviews hatte sich so langsam ein kleiner englischer „Unter-SuB“ gebildet. Inzwischen besteht mein SuB fast durchgehend aus englischen Romanen (und ein paar deutsche Überbleibsel, die ich irgendwann endlich lesen will). Da englischsprachige Bücher häufig günstiger sind als deutsche Veröffentlichungen, kann ich mir von meinem monatlichen Buch-Etat mehr Neuzugänge leisten und das macht sich auch bei der Anzahl der SuB-Titel bemerkbar. Ansonsten jammere ich weiterhin regelmäßig, dass ich mir zu viele Bücher von Freunden und aus der Bibliothek ausleihe, um meinem SuB wirklich gerecht zu werden. 😉
Und zu guter Letzt: Wenn du auf das erste Interview schaust, würdest du eine Frage anders beantworten und wenn ja, was wäre deine heutige Antwort drauf?
Ich bin eigentlich immer noch ganz zufrieden mit meinen Antworten vom letzten Mal. Was eine schöne Feststellung ist, denn das gibt mir das Gefühl, dass ich schon vor einer ganzen Weile den für mich richtigen Weg beim Bloggen gefunden habe. 🙂
Oh, wie schön, dass es jetzt auch mit Konstanze ein neues Interview gibt! Was das seltenere Kommentieren betrifft, da muss ich mich leider auch an der Nase nehmen ….
Ich glaube, da können wir uns alle an die Nase fassen *g* Nur wird es die nächsten Wochen bei mir definitiv nicht besser werden. Vielleicht im Mai dann *seufz*
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