„Finna“ von Nino Cipri

Was wäre, wenn sich Besucher aufgrund des speziellen Designs in schwedischen Möbelkaufhäusern nicht nur verlaufen, sondern in andere Dimensionen verschwinden könnten? Nino Cipris Protagonisten – zwei schlecht bezahlte Angestellte und Ex-Liebespaar – erkunden unvermutet die verschiedenen Multiverse-Versionen des Möbelkaufhauses, um eine verloren gegangene Kundin wiederzufinden. Wie ich die Umsetzung fand, erzähle ich Euch in der Rezension.  

Mehr Informationen zum Buch
Autor*in: Nino Cipri
Originaltitel: „Finna“
Deutsche Übersetzung: Noch nicht angekündigt
Serie: Stand Alone
Seitenzahl: 144 Seiten
Verlag: Tor.com
Veröffentlichungsdatum: 25. Februar 2020

Nino Cipri’s Finna is a rambunctious, touching story that blends all the horrors the multiverse has to offer with the everyday awfulness of low-wage work. It explores queer relationships and queer feelings, capitalism and accountability, labor and love, all with a bouncing sense of humor and a commitment to the strange.

When an elderly customer at a Swedish big box furniture store — but not that one — slips through a portal to another dimension, it’s up to two minimum-wage employees to track her across the multiverse and protect their company’s bottom line. Multi-dimensional swashbuckling would be hard enough, but those two unfortunate souls broke up a week ago.

To find the missing granny, Ava and Jules will brave carnivorous furniture, swarms of identical furniture spokespeople, and the deep resentment simmering between them. Can friendship blossom from the ashes of their relationship? In infinite dimensions, all things are possible.

Inhalt

Als eine ältere Kundin in einem schwedischen Möbelkaufhaus der Kette LitenVärld durch ein Portal in eine andere Dimension gerät, müssen zum Schutz des Unternehmens zwei Mindestlohn-Beschäftigte diese durch das Multiversum zu verfolgen. Dieses multidimensionale Abenteuer wäre so schon hart genug, aber die beiden unglücklichen Seelen haben sich zudem vor einer Woche getrennt.

Um die vermisste Oma zu finden, werden Ava und Jules fleischfressenden Möbeln, Schwärmen von identischen Möbelverkäufer:innen und dem tiefen Groll, der zwischen ihnen brodelt, trotzen. Kann Freundschaft aus der Asche ihrer Beziehung erblühen? In unendlichen Dimensionen sind alle Dinge möglich.

Bild vom Buch "Finna"

Meinung

„We’re here to tell you what to do if a worm-hole opens up on your shift!“

Ich schiebe die Rezension nun schon eine Weile vor mich her. Denn da sind einerseits die echt coolen Ideen. Schwedische Möbelhäuser – die wirklich überhaupt nicht IKEA ähneln – in denen sich aufgrund des Layouts des Öfteren Tore zu anderen Dimensionen mit ganz ähnlichen schwedischen Möbelhäusern öffnen. Denen das Problem bekannt ist, die jedoch die Spezialeinheit dafür eingespart haben und stattdessen schlecht bezahlte Angestellte total freiwillig losschicken. Immerhin gibt es ein Trainingsvideo, wie mit Wurmlöchern umzugehen ist, und ein Gerät namens Finna, um die Suche zu unterstützen. Interessant ist auch, dass Jules ein non-binärer Charakter ist und Ava mit psychischen Problemen kämpft.

“I really thought another universe would look cooler.“ Jules sounded disappointed. „I guess LitenVärld is the same everywhere,“ she said. „That’s what people want, right? Familiarity?”

Andererseits erzeugte das Buch bei mir eine sehr bedrückende Stimmung. Die Einrichtung des LitenVärlds ist niederschmetternd, die Protagonisten erzeugen schnell ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, ihre Beziehung zueinander ist frustrierend. Und auch wenn ich nicht zuviel über die anderen Dimensionen verraten will, fand ich diese längst nicht so spannend wie erwartet, aber einige ziemlich verstörend. Ich weiß zwar nicht, was ich genau erwartet hatte, aber jedenfalls nicht das hier.

„Ava had never really had to deal with an emergency; just the slow disaster that was her life.“

Den versprochenen Horror in verschiedenen Multiversen verbunden mit den alltäglichen Schrecken der Niedriglohnarbeit kombiniert mit queeren Beziehungen erfüllt das Buch schon. Aber ich konnte die berührende Geschichte und vieles andere nicht wirklich finden, musste nur gelegentlich schmunzeln. Wenn ich mir die Bewertungen von anderen anschaue, scheint das Buch ziemlich Anklang zu finden, auch ich habe zunächst recht hoch bewertet. Vielleicht sind diese Novelle und ich einfach nicht auf einer Wellenlänge und meinen Ichs in anderen Dimensionen gefällt die Geschichte super.

Weiteres Bild vom Buch "Finna"

Empfehlung?

Wer Horror in schwedischen Möbelhäusern quer durch verschiedene Multiversen lesen möchte, könnte hier richtig sein. Ich empfand das Buch als wesentlich deprimierender, als ich ursprünglich erwartete und hatte nicht den erhofften Spaß beim Lesen. Schwierig zu sagen, ob es einfach nicht mein Fall war, oder nicht besonders herausragend.

In einem Satz

In schwedische Möbelkaufhäusern öffnen Portale in Parallelwelten, die alles andere als ungefährlich sind, wie die zwei zwangsrekrutierten Beschäftigten und Ex-Liebespaar Ava und Jules nur zu schnell bemerken, als sie eine vermisste Kundin wiederzufinden versuchen.

8 Kommentare

  1. Das ist so schräg – ich bilde mir fest ein, dass es vor einer Weile (vor 2 oder 3 Jahren, würde ich meinen) ein Buch gab, in dem es um ein Ikea-artiges Möbelhaus ging, in dem skurrile Dinge passiert sind. Ich glaube mich zu erinnern, dass es außerdem grafisch recht interessant aufbereitet war. Aber egal wie ich recherchiere, ich finde das einfach nicht mehr.

    • Bei den Fragen auf Goodreads verglich jemand die Geschichte mit „Horrorstör“ von Grady Hendrix, meinst du vielleicht das Buch? 🙂

  2. Ich musste bei der Beschreibung direkt an „Horrorstör“ von Grady Hendrix sowie „The Hike“ von Drew Magary denken, und in der Theorie klingt die Geschichte total abgedreht und nach einer Menge Spaß… schade, dass sie dir dann doch deprimierend vorkam, das macht mich etwas zögerlich. Ist die Geschichte denn an sich gut auserzählt oder fehlt einem was? Finde den Trend von Tor zu Novellen ja einerseits spannend, und andererseits waren mir die ersten Bände der Wayward Children Reihe dann viel zu kurz.

    • Hallo Janine,

      ich würde sagen, die Geschichte ist schon einigermaßen abgeschlossen, ich hätte nur was anderes erwartet. Manchen Leser_innen gefiel das Buch nach den Goodreads-Rezensionen zu urteilen auch sehr, also könnte es natürlich auch dir zusagen. Vielleicht liest du da einfach noch paar Meinungen, um zu einer Entscheidung zu gelangen? Mir persönlich hat es eben nicht so zugesagt, aber Geschmäcker sind eben verschieden 🙂

      Viele Grüße
      Elena

  3. Hey,

    interessante Rezension. Wie stark dominierend ist die Beziehungsgeschichte? Die anderen Elemente interessieren mich durchaus, aber bei Liebesgeschichten bin ich raus. Könnte das eine Abwandlung der Sergej Lukianenko Romane sein? Die des russischen Autoren wären sicherlich etwas für dich.

    • Hallo Findo,

      entschuldige bitte die späte Antwort. Nach etwas Überlegung würde ich schon sagen, dass die Beziehungssache schon recht präsent ist. Die Beiden sind schließlich erst seit ganz kurzer Zeit getrennt. Aber es ist aus meiner Sicht keine Liebesgeschichte, weder wird in nostalgischen Erinnerungen geschwelgt noch ruckelt sich die Liebe wieder zurecht. Danke für den Tipp, den Namen habe ich schon öfters gelesen.

      Viele Grüße
      Elena

  4. Hallo 🙂
    das Buch habe ich schon so oft gesehen und weiß immer noch nicht was ich davon halten soll. Deine Rezension ist aber auf jeden Fall hilfreich, dann werde ich nicht mit zu hohen Erwartungen an das Buch gehen wenn ich es irgendwann mal lesen werde 🙂

    LG

    • Hallo Nenatie,

      freut mich, wenn Dir die Rezension etwas weiterhelfen konnte 🙂

      Liebe Grüße
      Elena

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert