Erst letzten Monat habe ich auf Twitter darüber geredet, dass ich gern viel mehr Bücher ohne jugendliche Verliebtheit und auch ohne erwachsende Sexualität lesen möchte. Dazu passt dieser Tag, welchen ich vor einem Monat bei Paper Fury gesehen habe, wie die Faust auf’s Auge. Übrigens beantwortet Cait dort nebenbei die Frage, wie ein solches Genre denn heißen soll: Nomances!
Ich habe mir erlaubt, einige Fragen abzuwandeln, aus anderen Anti-Valentine’s Book Tag zu übernehmen oder die Reihenfolge zu verändern, damit sie mir besser in den Kram passen. Und ansonsten schere ich mich wie Cait auch nicht um die ursprünglichen Regeln (außer den Link zurück) *pfeif*
1. Book where Romance felt forced and would’ve been better without it
Es gibt so viele Bücher, wo sich die Liebesgeschichte überflüssig wie ein Kropf anfühlt. Unsere Protagonisten müssen meist grad die Welt retten und ihr eigenes Überleben sichern, da müssen doch nicht gleich fast alle Weggefährten sofort untereinander verkuppelt werden!
Da ich aber nicht hunderte Bücher aufzählen will, beschränke ich mich auf eine besonders missratenen Liebesgeschichte aus der jüngeren Vergangenheit: „Children of Blood and Bone“ von Tomi Adeyemi, wo Zelie sich aus völlig unnachvollziehbaren Gründen in Inan verliebt. Der Typ ist ein gemeingefährlicher Fanatiker, der gegen das kämpft, für dass sie steht! Abgesehen davon hat es die Geschichte auch nicht wirklich vorangebracht, nur für jede Menge merkwürdige Vibes gesorgt.
2. Worst love triangle you’ve come across thus far?
Zunächst einmal möchte ich ganz klar sagen: Ich bin gegen Liebes-Dreiecke! Das liegt vor allem am fast immer gleichen Ablauf: Mädchen verliebt sich im ersten Buch in einem Kerl, der sich auch in sie verliebt. Im zweiten Band ist Kerl Nr. 1 aus irgendwelchen Gründen spurlos verschwunden, sie trifft auf Kerl Nr. 2. Im dritten Band kann sie sich nicht zwischen nun beiden anwesenden Kerlen entscheiden, bis einer der Typen sein Leben opfert oder eine andere trifft.
Meine Wahl fällt hier auf den Shadowhunter-Kosmos. Da haben wir ja zunächst das Dreieck Jace/Clary/Simon in „The Mortal Instruments“ von Cassandra Clare. Bis auf die Tatsache, dass Clary Simon irgendwann doch ganz cool findet, gab es da überhaupt keine Funken. Clary habe ich sowieso gefressen, allerspätestens bei der Sache mit Sebastian. ich weiß, dass es manchmal mehrere Optionen gibt, aber Sebastian war so ein schmieriger Typ. Bei Will/Tessa/Jem aus „Clockwork Angle“ habe ich dann nur noch die Augen verdreht. Für mich schreibt Cassandra Clare keine guten, aber dafür umso mehr Liebesdreiecke …
Ich möchte an dieser Stelle aber auch ein halbwegs gelungenes Liebesdreieck erwähnen: Gale/Katniss/Peeta aus „Hunger Games“. Hier fand ich die Entwicklung recht plausibel. Gale ist der Jugendfreund von Katniss, war aber nie in der Schublade süß und knuffig. Die Sache mit Peeta entwickelt sich sehr langsam, Peeta hatte Katniss aber schon lange vorher registriert. Bis zur Mitte des dritten Bandes ist das Rennen zwischen den beiden Herren auch ziemlich offen und das love triangle steht selten im Fokus, so dass ich nicht von einer eigentlich klaren Sache genervt wurde, sondern durchaus Spannung draus gezogen habe. Übrigens heilt Liebe da nicht alles, was ich gut finde und zur nächsten Frage führt.
3. Love doesn’t cure all … Book where the love „apparently“ cures everything
Das hat bei mir einige Bücher, die mich ursprünglich sehr interessiert haben, dauerhaft von der Wunschliste katapultiert. Natürlich schadet Liebe (meistens) nicht, aber damit (allein) lassen sich keine Allergien bekämpfen, Krebs „besiegen“ oder die psychische Gesundheit wiederherstellen. Ich finde es daher sogar brandgefährlich, wenn solche Bücher propagieren, dass Betroffene nur die große Liebe finden müssen und dann kommt es zur Wunderheilung. Das mündest nämlich fast immer in Ableismus.
Aktuell ein ziemlicher Hit ist „Everything, Everything“ von Nicola Yoon (dt.:“Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt“), wo dann am Ende rauskommt, dass die Protagonistin gar nicht an der Erkrankung leidet und sie fortan völlig gesund ist. Toll. Zum Glück habe ich rechtzeitig entsprechende Rezensionen gelesen und daher auf der Buch gleich verzichtet.
4. A Contemporary everyone loves but you’d glady burn
Die Auswahl ist groß, daher entscheide ich mich für eins der beliebtesten Contemporarys der vergangenen Jahre überhaupt: „Beautiful Disasters“ von Jamie McGuire. Ursprünglich fand ich zu meiner Schande das Buch auch recht gut, aber es ist einfach problematisch ohne Ende. Hier einige Punkte:
- Slutshaming
- Sexismus
- Erpressung
- Manipulation
- Distanzlosigkeit
- Eifersucht
- Gewalt
- Missbrauch
- …
Daher gehört für mich das Buch auf eine Blacklist und ist keineswegs für Jugendliche geeignet, da es falsche Vorstellungen von romantisch vermittelt.
5. Book where Romance added to the story
Wenn sie mich nicht stört, ist in vielen Geschichten schon viel erreicht. Aber wo sie wirklich was hinzufügte, hm… ich denke, ich nenne an dieser Stelle „Now That You Mention It“ von Kristan Higgins. Die Geschichte startet mit einer schlechten Beziehung, die der Protagonistin bestenfalls nicht geholfen hat. Daher ist sie auf ihre Heimatinsel zurückgekehrt. Dort trifft sie natürlich jede Menge Menschen wieder, darunter auch Klassenkamerad*innen.
Gut, dass da irgendwann Interesse an einem bestimmten Klassenkameraden da ist usw. überrascht nicht. Aber ich fand es gut, wie diese Beziehung, die sich sehr langsam entwickelt, auch hilft, ihre Vergangenheit in einem anderen Licht zu sehen. Generell gefiel mir an dem Buch, dass das Hauptthema war, wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst, aber wir vielleicht die Vergangenheit „falsch“ sehen. Nicht im Sinne von alles missverstanden, sondern bestimmte Dinge gar nicht wahrgenommen und die Wichtigkeit bestimmter Ereignisse für andere falsch bewertet.
6. Book features male / female relationship that doesn’t turn romantic
Dass ich diese Frage verflixt schwierig zu beantworten fand, ist bezeichnend, oder? Ich habe wirklich lange überlegt und mich dann für „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“ von Walter Moers entschieden. Denn in der Geschichte sind die beiden Figuren wirklich von Anfang bis Ende zusammen unterwegs und Romantik steht nicht im Raum.
Ich kenne dafür haufenweise Geschichten, wo ich bis kurz vor Schluss dachte, dass sie ohne Romantik auskommen. Und dann „musste“ doch völlig überstürzt eine Romanze begonnen werden. Weil das so zu sein hat? Gut, als Teenager ist das echt mit den Hormonen noch etwas anders. Aber ich würde mir wirklich wünschen, dass sich die romantische Beziehung wenigstens mal über mehrere Bände entwickelt.
7. What book featured awesome friendships?
Hier kann ich endlich mal eine meiner Lieblingsreihen der letzten Zeit empfehlen: „Rebel of the Sands“ von Alwyn Hamilton. Mir gefallen die vielen unterschiedlichen Beziehungsarten einfach unglaublich gut, sowohl geschwisterlich, freundschaftlich aber auch romantisch. Besonders im dritten Band wird der Wert der verschiedenen Verbindungen beleuchtet und nein, die romantische Beziehung macht dabei nicht das Rennen, sondern eine freundschaftliche! Für mich ist Amani eine der besten YA-Heldinnen überhaupt und „Hero at the Fall“ ein wirklich krönender Abschluss einer Trilogie.
„Am schönsten“ fand ich die Stelle, wo sich eine Figur für eine andere opfert, und damit nicht nur ihren eigenen Tod, sondern auch den ihres Liebsten besiegelt, der damit einverstanden ist. Mehr lässt sich ohne Spoiler kaum verraten, aber es ist wirklich herzergreifend. Und das alles aus Freundschaft. Ich mochte an dieser Reihe wirklich, dass die verschiedenen Beziehungsformen gleichberechtigt nebeneinander stehen.
8. What book featured awesome family dynamics?
Ich weiß jetzt nicht, ob ich die Familiendynamiken als genial beschreiben würde. Aber mir haben in „Eliza and Her Monsters“ von Francesca Zappia einerseits die Brüder von Eliza total gut gefallen und anderseits Teile der Familie von Wallace. Ich mochte vor allem, dass es keine „dämonischen“ Familienmitglieder gab, sondern welche mit mehr und weniger Verständnis.
Generell finde ich das auch so leider eine Sache, die in vielen Büchern kaum bis gar nicht vorkommt. Ich verstehe, dass es zusätzliche Dramatik usw. erleichtert, aber ich habe auch schon genug Bücher gelesen, wo dieses Mittel der zerrüttelten Familie gar nicht notwendig gewesen wäre. Zum Beispiel können sich Protagonist*innen auch einsam fühlen, ohne dass ihre Eltern gestorben sind.
9. Name a toxic romantic couple from a book.
Dieser TAG erinnert mich an viele schreckliche Bücher, die ich früher gelesen und auch noch für gut befunden habe. Erinnert sich noch jemand an „Hush, hush“ von Becca Fitzpatrick? Auf Deutsch heißt das Buch „Engel der Nacht“. Viele haben es als Twilight-Abklatsch beschrieben. Wir haben den mysteriösen Patch, der neu in die Klasse kommt und direkt im Biologie-Unterricht zwangsweise mit Nora verpartnert wird. Der Typ sagt und erklärt nichts, aber stalkt Nora permanent und akzeptiert ihr Nein nicht. Nora findet ihn sehr creepy, aber auch irgendwie attraktiv. Vor allem, wo er so ein Bad Boy ist. Sie sagt ständig Nein zu ihm, aber „wir“ wissen doch alle, dass sie irgendwann einknicken wird.
Oh Gott, jetzt schäme ich mich umso mehr für den Lesegeschmack um die letzte Jahrzehntwende. Haben „wir“ damals echt solchen übergriffigen, unemanzipierten Schrott gut gefunden, wo propagiert wird, den stalkerischen, mysteriösen Bad Boy zu trauen? Anscheinend. Jedenfalls hat es einen guten Grund, warum ich NICHT alle meine Rezensionen vom alten Blog übernommen habe, sondern hier nur eine sehr begrenzte Auswahl zeige. Wer mir auf Goodreads folgt, kann noch alte Rezensionen mit Wertung finden. Aber bitte nehmt die nicht als Maßstab, ob ich ein Buch HEUTE noch gut finde *g*
10. Name a book you loved that passes the Bechdel test.
„The Long Way to a Small, Angry Planet“ von Becky Chambers! Das Buch ist in vielerlei Hinsicht fantastisch: Es gibt verschiedene Rassen mit ganz unterschiedlichen Lebensarten und auch die Sexualität ist ganz verschieden. In diesem Kontext ist es wenig verwunderlich, dass es mehrere Frauen-Figuren gibt, die miteinander sprechen und dass nicht primär über Männer. Jedenfalls, wenn Ihr „Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten“ noch nicht gelesen habt, solltet Ihr das unbedingt nachholen!
Ich finde allerdings, dass sich zumindest in der Hinsicht schon viel getan hat. Das Klischee der zwei Frauen, die um einen Mann kämpfen, taucht in Büchern meiner Meinung selten auf. Die Protagonistin ganz ohne Freundinnen wird seltener. Stattdessen werden verstärkt starke Frauenfreundschaften gezeigt, die sich erfreulicherweise auch immer seltener von einem Mann sprengen lassen. Kann aber sicherlich noch mehr werden!
Gerne könnt Ihr die Fragen mitnehmen und auf Euren Blog beantworten!