Erfahrungsbericht zum Literaturcamp Heidelberg 2018

Wie die ein oder andere Person vermutlich aufgrund meiner Tweets mitbekommen hat, war ich letztes Wochenende beim Literaturcamp Heidelcamp. Es war mein zweites Barcamp nach dem Literaturcamp in Bonn, so dass ich die Struktur schon etwas kannte. In diesem Beitrag berichte ich Euch, welche Sessions ich besucht habe, welche Leute ich getroffen habe und wie es mir so beim #litcamp18 gefallen hat.

Disclaimer: In diesem Beitrag gibt es durchaus Kritik. Ich habe meine Twitterbeschreibung nicht umsonst um die Hashtags  und  ergänzt.

Samstag tagsüber

Da meine Unterkunft nur eine Viertelstunde vom Dezernat 16, den Veranstaltungsort, entfernt lag und ich Frühstück mitgebucht hatte, fand ich mich kurz vor der Begrüßung beim Litcamp HD ein. An der Anmeldung sorgte ich erst einmal für etwas Verwirrung, da mein „Nickname“ Elena nichts mit meinem bürgerlichen Namen zu tun hat. Ihr dürft mich aber gern so anreden, ich bin so „groß geworden“, dass bei RL-Treffen der Nickname verwendet wird.

Begrüßung

Dann nahm ich schnell Platz für die Begrüßung. Wer den Livestream geschaut hat, dürfte mich öfters gesehen haben, denn ich hatte bei meiner Platzwahl nur auf gutes akustisches Verständnis geachtet und nicht drüber nachgedacht, dass gefilmt wird. Allerdings habe ich die ganze Zeit auf mein Smartphone geguckt, aber angeblich habe ich auch gelächelt. Jedenfalls war mir die Begrüßung etwas zu lang und ich befürchte schon, dass ich gleich wieder einschlafe.

Vorstellungsrunde und Sessionplanung

Dann folgte die Vorstellungsrunde und da ich nicht ablesen wollte, ist mir dann ein Hashtag durchgegangen: Statt Sozialwissenschaft, Fantasy und Bloggerin war der letzte Hashtag dann Bücher. Sehr sinnig auf einem Literaturcamp *hust* Eigentlich finde ich dieses Vorstellen ja cool, aber da wir so viele Menschen waren, reichte meine Konzentration nur für etwa die ersten hundert Personen.

Danach begann die Sessionplanung und es wurden viele tolle Ideen vorgestellt. Trotz des gigantischen Andranges reichte das Platzangebot dann doch für fast alle Sessions.

1. Session: „Psycho oder was?“ bei @blues1ren

Babsi war die erste Person, die ich konkret angesprochen und hallo gesagt habe. Aber erstens interessierte mich ihre Session sehr und zweitens wollte ich sie unbedingt unterstützen. So viel zu meinem Plan, mich jetzt aber mal aus dem Livestream rauszusetzen.

Ihre Session hat mir super gefallen, was einerseits an Babsi lag, die aus ihrer beruflichen und persönlichen Erfahrung berichtete. Und anderseits an mehreren Session-Teilnehmern wie den Autoren Uwe Hauck, der seine Erfahrungen mit Depressionen beisteuerte. Besonders beeindruckt hat mich die Offenheit einer Session-Teilnehmern, die über ihr Erleben der Schizophrenie und von Psychosen sprach. Allerdings kam für mich persönlich nicht allzu viel Neues bei herum, vermutlich, weil ich mich schon intensiv mit dem Thema beschäftigt habe.

Es soll von den live gestreamten Session auch Videos auf Youtube geben, so dass Ihr Euch diese Session vermutlich bald anschauen könnt.

Mittagessen

Es gab vegane Maultaschen mit Kartoffelsalat, war ziemlich lecker. Übrigens habe ich mir an beiden Tagen immer wieder Slush-Eis geholt. Hatte ich vorher nie getrunken und daher dann vielleicht ein klein wenig übertrieben …

2. Session: „Podcasting 101“ bei @Weltenkreuzer

In dieser Session ging es darum, die technischen Voraussetzungen für Podcasting zu erklären. Eigentlich braucht es nur ein gutes Mikrofon und ein wenig Software. Für WordPress ist das Plugin Podlove empfehlenswert. Um die Aufnahmen hochzuladen, empfiehlt sich auphonic.com. Ich fand die Session solide gemacht, denn das Inhaltliche muss sich jede Person sowieso selbst überlegen.

Ich liebäugele übrigens immer wieder damit, ob ich mich mal an diesem Format versuchen will. Der Inhalt wäre aber vermutlich eher Politik und das ist ja sowieso ein heikles Thema. Außerdem frage ich mich, ob ich dafür die richtige Stimme habe. Wenn ich mal konsequent Stimm-Training machen würde …

3. Session: „KI – realistische Dystopie“ bei @LuanaCasado

An diese Session kann ich mich ehrlich gesagt fast gar nicht erinnern. Das lag nicht am Inhalt, der war laut vieler Tweets wohl ziemlich spannend. Aber da wir sehr viele Teilnehmer*innen in einem großen Raum waren und es dort kein Mikrofon gab, habe ich aufgrund meiner Schlappohren verbunden mit erster Erschöpfung akustisch nicht viel verstanden.

Kaffee und Kuchen

Ich war doch etwas überrascht, dass der „Kuchen“ sich als Zitronencreme mit Erdbeersoße herausstellte, war aber eine erstaunlich leckere Kombination.

4. Session: „Internatsleben – die wirklich wahre Wahrheit über Hanni und Nanni“ von @Joy_Anandi und @buechernestblog

Diese Session funktionierte für mich akustisch wieder wesentlich besser. Spannend fand ich, dass die eine von der Insel runter und die andere rauf auf die Insel ins Internat ist. Die Beiden berichteten sehr offen über ihren Alltag im Internat und gaben so Einblick, wie es dort wirklich abläuft. Dabei wurde auch mit einigen Vorurteilen und Klischees aufgeräumt.

5. Session: „Repräsentation in der Literatur“ von @kirailarya, @ohnefallschirm_ und @_verworfen

Diese Session war mein Highlight, da ich die Drei von skepsiswerke.de sowieso sehr gern lese (habe ich ihnen auch direkt gesagt) und sie ihre Session wirklich prima mit Visualisierungen vorbereitet hatten. Sie zeigten auf, welche Fallstricke es bei der Repräsentation von verschiedenen „Minderheiten“ geben kann und wie es sich besser machen lässt. Allerdings fehlte aus meiner Sicht noch der Aspekt able-bodied.

Der kam aber vielleicht auch noch dran, als ich schon weg zur abendlichen Essensverabredung mit meiner Mutter war.

Samstag Nightsessions

Sessionplanung

Auf diesen Bestandteil des Litcamps 18 war ich besonders neugierig und ich wurde nicht enttäuscht. Es wurde eine Vielzahl von tollen Angeboten gemacht, vor allem unterhaltsame Spieleaktivitäten. Einerseits etwas komisch fand ich die diversen Session zum Thema Sex, anderseits stellt sich natürlich die Frage, wann sonst darüber geredet werden soll. Schade fand ich allerdings, wie sehr der Alkohol betont wurde. Ich trinke durchaus gern mal etwas, aber es wurde für meinen Geschmack etwas sehr herausgestellt, dass sich nun jede Person, die will, nun abschießen kann.

1. Nightsession: „Tweetshow“ von @DerExperte und „Liebevoller Umgang mit dem Lieblingsautor“ von @R_Corvus_Autor

Zunächst bin ich in den Keller zur Tweetshow gegangen, was ganz unterhaltsam war. Es wurden Tweets von verschiedenen Beteiligten am Litcamp HD gezeigt, wo der Handle entfernt worden war und es sollte geraten werden, wer diesen geschrieben hatte. Als dann aber aus dem Publikum Tweets reingerufen werden sollten, bin ich gegangen, denn das war nichts für meine Schlappohren.

Der liebevolle Umgang mit dem Lieblingsautor fand ich ganz witzig, auch wenn ich nicht wirklich zugehört habe. Ihr werdet sie Euch später als Video angucken können.

Stattdessen habe ich mich vom Geruch angelockt zur „Waffelfee“ RGAdventures gesetzt und direkt die allererste Waffel verkostet. Und weil sie so lecker war, gleich noch eine zweite hinterher!

2. Nightsession: „Pen und Paper“ mit @marcomanders_da und @Nivatius

Ich will mich ja schon ewig einer „Pen und Paper“-Runde anschließen, leider hat es nie geklappt. Auch wenn ich schon eine grobe Vorstellung vom Ablauf hatte, war es toll, mal einen richtigen Einstieg zu bekommen. Es war ziemlich praktisch, dass wir zwei Sessionleiter hatten, so konnten wir das Spielen schon ganz gut simulieren. Wenn ich nächstes Jahr umgezogen bin, will ich mir definitiv eine Runde suchen!

Nur schade, dass ich deswegen die Session „Mittelalterliches in der Fantasy (&histo)-Literatur“ von @hekabeohnename und @mianjanssen  verpasst habe, die scheint ein echter Kracher gewesen zu sein. Zum Glück wurde die aufgezeichnet und ich sollte sie in ein paar Tagen sehen können.

Nach der P&P-Runde bin ich zurück zum Hotel und nach einer Dusche ins Bett, damit ich am Sonntag auch aufnahmefähig sein würde.

Sonntag

Sessionplanung

Nachdem ich Samstag angesichts der Schlange verzichtet hatte, habe ich an diesem Morgen vorab den Zettel mit meinem Sessionangebot ausgefüllt. Allerdings kam ich gar nicht so schnell zur Schlange, wie sich die Leute anstellten und so landete ich doch recht weit hinten. Das war insofern doof, dass ich von den Sessionvorstellungen praktisch gar nichts mitbekam und mich dementsprechend etwas langweilte. Sprecht lauter ins Mikro! Jedenfalls war ich dann nach der Vorstellung meiner Sessionidee nicht mehr wirklich undercover unterwegs.

1. Session: „Charaktere (er)leben“ von @iSterncheni und „Wenn ich mache, was der Lektor sagt, verkaufe ich dem Teufel meine Seele!“ von @alanaleona

Da ich die Vorstellung akustisch verpasst hatte, kam es zu falschen Vorstellungen über die Session von Jana. Deshalb habe ich mich nach Bemerken meines Irrtums dann dezent entfernt und in die Session von Alana gesetzt. Die gefiel mir richtig gut, weil nicht nur inhaltlich sehr interessant und unterhaltsam, sondern Alana hat schön deutlich gesprochen, so dass ich auch akustisch prima folgen konnte.

Wenn die Session als Video online kommt, solltet Ihr sie unbedingt anschauen.

2. Session: „Schreiben über Menschen mit Behinderungen“ von @felicea

Dafür habe ich dann zu meinen großen Bedauern die nächste Session von @hekabeohnename und @mianjanssen unter dem Titel „Burgenwahnsinn – oder auch: Wie schreibe ich eine Burg (Oberrhein vs. Franken)“ verpasst, denn die wurde nicht aufgezeichnet. Ich habe aber Aurelia aber später schon angedroht, sie zu triezen, bis sie einen Beitrag darüber schreibt.

Wichtiger war mir aber die Teilnahme an der Session von Mela, da ich sehr von Behinderung betroffen bin und es mir sehr auf dem Keks geht, wie behinderte Menschen in der Literatur dargestellt werden. Wir sind weder alle eitle Sonnenscheine noch verbitterte Griesgrame! Ein „tolles“ Negativbeispiel ist „Ein ganzes halbes Jahr“, wo eine nach einem Unfall im Rollstuhl sitzende Person sich entscheidet, das Leben als nicht mehr lebenswert zu empfinden und es daher beendet. Die Geschichte ist ja so gefühlvoll und seine Entscheidung so gut nachvollziehbar *Augen verdreh*

Leider war es eine ziemlich kleine Runde, weshalb ich vielleicht aufbauend auf dieser Session generell noch einen Beitrag aus meiner Perspektive schreiben werde. Oder vielleicht beim Literaturcamp Hamburg eine Session anbieten werde.

Mittagessen

Dieses Mal gab es veganen Döner mit Jackfruit. Muss aber sagen, dass mich die Jackfruit als Fleischersatz nur sehr mäßig überzeugt hat.

3. Session: „Diskussion Klappentexte“ von @schreibdichthot

Das war wohl die Session, wo ich (neben meiner eigenen) mit Abstand das meiste anteilsmäßig gesagt habe. Aber wir haben über Brandon Sanderson geredet und über Klappentexte könnte ich eh stundenlang reden! Außerdem war die Runde noch klein genug, so dass ich allen Beiträgen gut folgen konnte. Jedenfalls kam ich daher auch kaum zum twittern.

Fazit der Runde ist jedenfalls, dass in deutschen Klappentexten im Gegensatz zu englischen Klappentexten viel mehr Wert auf das Andeuten einer Liebesgeschichte als Handlungsbestandteil wert gelegt wird. Dass es Genre-Konventionen gibt, wie so ein Klappentext zu gestalten ist. Und dass es sich anbietet, mit mehreren Absätzen zu arbeiten, um verschiedenen Leser*innen und ihren Informationsbedürfnis entgegen zu kommen.

4. Session: „SEO für Beginners“ von @Gedankenfunken

Das war meine Session, die ich zum ersten Mal beim Literaturcamp in Bonn gehalten hatte und nun auch zum Literaturcamp Heidelberg mitgebracht hatte. Denn ich finde SEO ist total wichtig, aber gleichzeitig lassen sich die Basics sehr leicht umsetzen. Wenn Euch der Inhalt interessiert, könnt Ihr den Inhalt weitestgehend in meinem Beitrag „Zehn SEO-Tipps für Anfänger*innen nachlesen, das Thema ist echt kein Hexenwerk.

Ich habe mich sehr gefreut, dass sich doch einige Zuhörer*innen eingefunden haben und meine nicht die allerkleinste Session auf dem Litcamp war. Das hat mir auch @sternenbriese bestätigt, der ich nach der Session auch mal Hallo sagte.Vielen Dank an dieser Stelle auch an Aurelia, die mir ihren Laptop lieh, damit ich die Präsentation zur Session zeigen konnte.

Da noch etwas Zeit bis zur Abschlusssession war, habe ich mich dann mit @hekabeohnename und @kiras_Welt unterhalten, außerdem mit einer Autorin.

Abschlusssession

Zum Abschied gab es noch paar interessante Statistiken und dann hieß es Aufräumen. Ich habe mich allerdings schnell von dannen gemacht und mich ins Bett gelegt, wo ich bis zum nächsten Morgen geblieben bin.

Fazit

Während viele das Litcamp HD vor allem für das Netzwerken genutzt haben, lag mein Schwerpunkt mehr auf den Session selbst. Da auch in dieser Hinsicht eine Menge geboten wurde, war ich durchaus zufrieden. Ich würde mir aber noch mehr bloggerspezifische Inhalte wünschen (auch wenn mir klar ist, dass wir selbst in der Verantwortung sind, so etwas anzubieten).

Was ich sonst so mitnehme

  • Mir waren das zu viele Menschen auf einmal, in so einer Menschenmasse lasse ich mich treiben
  • Bewusst für kleine Sessions entscheiden
  • Ich sollte wirklich meine mitgebrachte Systemkamera einsetzen, denn die Lichtbedingungen waren für das Smartphone doch oft arg schlecht
  • Vielleicht sollte ich mich konkret mit Menschen verabreden, damit ich paar Kontakte herstelle
  • Viel weniger Slushies!

10 Kommentare

  1. „Leider war es eine ziemlich kleine Runde, weshalb ich vielleicht aufbauend auf dieser Session generell noch einen Beitrag aus meiner Perspektive schreiben werde. Oder vielleicht beim Literaturcamp Hamburg eine Session anbieten werde.“

    Oh, ja. Bitte. Beides.

    • Hallo Mela,

      das nehme ich dann mal als Ermunterung 🙂 Wirst du eigentlich in Hamburg dabei sein?

      Viele Grüße
      Elena

  2. Pingback: Literaturcamp Heidelberg 2018 • BlueSiren

  3. Ich fände einen Artikel von dir zum Thema „Schreiben über Menschen mit Behinderungen“ auch sehr interessant. Und ich muss unbedingt nach der Aufzeichnung von der Session „Wenn ich mache, was der Lektor sagt, verkaufe ich dem Teufel meine Seele!“ schauen. Das klingt super spannend. Auch die Session „Klappentexte“ hätte ich mir gerne angesehen.
    Hoffentlich kann ich dann nächstes Jahr auch dabei sein.
    Wie viele Leute tummeln sich auf dem Litcamp in Heidelberg denn so? Habe da gar keine Vorstellung, dachte es wären ähnlich viele wie in Bonn.

    • Ich sehe schon, ich sollte mich zu dem Thema echt mal hinsetzen 🙂 Und ich warte schon sehnsüchtig auf die Aufzeichnungen, gibt so einige Sessions zum Nachschauen.

      In Heidelberg waren es offiziell 199 Teilnehmer*innen, aber es waren auch noch paar Kinder und Unterstützer jeglicher Art dabei, daher waren es wohl deutlich über 200 Personen. Somit etwa doppelt so viele Menschen wie in Bonn und das habe ich schon deutlich gemerkt.

      • Hallo Elena, mir waren das am ersten Tag deutlich zu viele Menschen und zu viel gewusel. Aber ich konnte mich ja hinter der Kamera verstecken. 😉

        • Ja, so eine Kamera ist schon praktisch 😉 Allerdings bin ich eigentlich nicht so der Menschen-Fotografierer.

      • Sehr gerne! Würde es gerne lesen.

        Das ist natürlich eine ganze Menge, gerade für die Menschenscheuen unter uns. Meistens komm ich gut klar damit, ist aber sehr tagesformabhängig.

  4. Vielen Dank, liebe Elena, ich las Deinen Bericht jetzt zum 2. Mal und mag ihn. 🙂
    Auch Klasse finde ich, Deine Seite zu „Zehn SEO-Tipps für Anfänger*innen“, ein guter Hinweis für demnächst, wenn ich meine (gerade pausierten Blog überarbeite!

    Lieben Gruß
    Karl-Heinz

    • Schön, dass du den Bericht sogar gleich zweimal gelesen hast 🙂 Und ja, so eine Blogüberarbeitung ist eine super Gelegenheit, die Tipps zu berücksichtigen.

      Liebe Grüße
      Elena

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