Die Reihe „The Interdependency“ ist auf der Liste der Finalisten für den Hugo-Award in der Kategorie „Beste Serie“. Da ich John Scalzis Bücher zu „Das Imperium der Ströme“ begeistert gelesen habe, möchte ich Euch daher diese Rezension zum ersten Band der Science-Fiction-Trilogie nicht länger vorenthalten. Bereit für eine Menge Intrigen und hervorragende Unterhaltung?
Mehr Informationen zum BuchOriginaltitel: „The Collapsing Empire“
Deutsche Übersetzung: „Kollaps: Das Imperium der Ströme“
Serie: The Interdependency #1
Seitenzahl: 333 Seiten
Verlag: Tor
Veröffentlichungsdatum: 23. März 2017
Does the biggest threat lie within?
In the far future, humanity has left Earth to create a glorious empire. Now this interstellar network of worlds faces disaster – but can three individuals save their people?
The empire’s outposts are utterly dependent on each other for resources, a safeguard against war, and a way its rulers can exert control. This relies on extra-dimensional pathways between the stars, connecting worlds. But ‚The Flow‘ is changing course, which could plunge every colony into fatal isolation.
A scientist will risk his life to inform the empire’s ruler. A scion of a Merchant House stumbles upon conspirators seeking power. And the new Empress of the Interdependency must battle lies, rebellion and treason. Yet as they work to save a civilization on the brink of collapse, others have very different plans . . .
Inhalt
In der fernen Zukunft hat die Menschheit die Erde verlassen, um ein gewaltiges Imperium zu errichten. Die Systeme des Imperiums sind völlig abhängig voneinander, um Ressourcen zu erhalten, sich vor Kriegen zu schützen und den Imperatoxen eine Möglichkeit zu geben, die Kontrolle auszuüben. Verbunden sind die Welten mit extra-dimensionalen Pfaden namens „The Flow“, welche Raumschiffe gigantischen Distanzen in kürzester Zeit überwinden lassen. Jahrhundertelang waren die Ströme stabil, doch nun verschwinden alte – was das fragile Gefüge zusammenbrechen lassen und jede Kolonie in eine tödliche Isolation stürzen könnte.
Der Wissenschaftler Marce Claremont unternimmt die weite Reise ins Zentrum der Galaxis, um die Imperatox zu warnen. Lady Kiva Lagos, Erbin eines Handelshauses, stolpert über Verschwörer, die nach Macht streben. Und Cardenia Wu-Patrick muss als Grayland II, neue Imperatox der Interdependenz, mit Lügen, Rebellion und Verrat kämpfen. Doch während sie daran arbeiten, eine Zivilisation zu retten, die am Rande des Zusammenbruchs steht, haben andere ganz andere Pläne. Das interstellare Netzwerk von Welten steht vor einer Katastrophe – lässt sie sich noch abwenden?
Meinung
“It’s the truth.” “Oh, my daughter,” Huma said, and smiled. “Don’t tell me you don’t know how little that actually means.”
Ich weiß nicht, was ich konkret erwartet hatte, als ich mit dem Buch begann. Jedenfalls keine Abhandlung zu legaler und illegaler Meuterei. Dieser Einstieg setzt jedoch den richtigen Ton für die Geschichte, denn vieles ist nicht so wie erwartet. Besonders auffällig war das bei Lady Kiva Lagos, die als Erbin eines Handelshauses am liebsten mit Sex beschäftigt ist und bei jeder Gelegenheit derbe flucht. Aber auch Cardenia Wu-Patrick, unvermutet die neue Herrscherin des Imperiums, und der Wissenschaftler Marce Claremont entsprechen nur in einigen Aspekten den üblichen Klischees. Ebenso haben die Antagonisten durchaus überraschenden Pfiff.
“I worked in marketing,” Rachela I said. “Before I was a prophet. After, too, but we didn’t call it that after that point.”
Ich muss jedoch zugeben, bei der Physik hinter den Strömen habe ich nicht wirklich durchgeblickt. Macht aber nichts, da die Annahmen fast aller Personen im Buch zu den Strömen sowieso falsch oder zumindest fehlerbehaftet sind. Etwas irritierend fand ich, dass obwohl mehrere Jahrhunderte seit der Gründung des Imperiums vergangen sind, der technische Fortschritt bei den Raumschiffen sehr gering gewesen zu sein scheint. Dies lässt sich aber möglicherweise noch mit den politischen System erklären. Mir hat zudem gut gefallen, wie unverblümt die früheren Herrscher:innen sich über den Aufbau und Erhalt des Imperiums äußerten. Wo andere Buchreihen erst im finalen Teil aufdecken, dass die Geschichte passend umgeschrieben worden ist, wird das hier sehr früh ein Thema.
“I’m continually confronted with the human tendency to ignore or deny facts until the last possible instant. And then for several days after that, too.”
Mir gefiel der Mix aus Science Fiction und politischen Intrigen. Allerdings weiß ich nicht, ob ich das Buch als klassische Space Opera labeln würde, da für mich der Handlungsort durchaus relevant ist. Dennoch sind die Parallelen zu unser heutigen Zeit unübersehbar, obwohl das Buch vor der Pandemie geschrieben wurde. Spätestens durch die neuesten Erfahrungen hätte ich es schon von vornherein nicht für ausgemacht gehalten, dass sich die Entscheidungsträger schnell von der drohenden Gefahr überzeugen lassen. Auf jeden Fall war ich am Ende dieses Buches gespannt, was die Protagonisten im nächsten Band versuchen würden, um den nötigen Rückhalt für Maßnahmen zu gewinnen.
Empfehlung?
Obwohl die Thematik durchaus ernst ist, ist „The Collapsing Empire“ ein intelligenter, unterhaltsamer, leicht verdaulicher Pageturner. Für mich war die Reihe die wohl unterhaltsamste Lektüre im letzten Jahr und ich hatte einige Sci-Fi-Romane gelesen. Mich störten auch nicht die vielen Informationen zu Beginn, die Geschichte kam für meinen Geschmack schnell genug in Fahrt. Kivas Gefluche und ständige Sex-Episoden empfand ich mit der Zeit als running gag und konnte mich so damit arrangieren – aber wenn eine Person so etwas stört, der rate ich von der Reihe ab.
In einem Satz
Unterhaltsame und leicht zugängliche Science-Fiction für die Massen, die Spaß macht und fesselt.