Bekannt ist Brandon Sanderson vor allem für seine Epic-Fantasy-Reihen wie „Die Nebelgeborenen“ oder „Die Sturmlicht-Chroniken“, welche allesamt im von ihm erschaffenen Universum Cosmere spielen und bei Tor Books erschienen sind. Daneben schreibt er jedoch für seinen zweiten Verlag Delacorte Press auch Non-Cosmere-Bücher wie „Die Reckoners“ oder nun „Skyward“, wo Young Adult mit Science Fiction kombiniert wird. Erfahrt in meiner Rezension, ob Brandon Sanderson ein fesselnder Reihenauftakt gelungen ist!
Mehr Informationen zum Buch
Originaltitel: „Skyward“
Deutsche Übersetzung: Noch nicht angekündigt
Serie: Skyward #1
Seitenzahl: 528 Seiten
Verlag: Delacorte Press
Veröffentlichungsdatum: 6. November 2018
Spensa’s world has been under attack for decades. Now pilots are the heroes of what’s left of the human race, and becoming one has always been Spensa’s dream. Since she was a little girl, she has imagined soaring skyward and proving her bravery. But her fate is intertwined with her father’s – a pilot himself who was killed years ago when he abruptly deserted his team, leaving Spensa the daughter of a coward, her chances of attending Flight School slim to none.
No one will let Spensa forget what her father did, yet fate works in mysterious ways. Flight school might be a long shot, but she is determined to fly. And an accidental discovery in a long-forgotten cavern might just provide her with a way to claim the stars.
Inhalt
Nachdem Menschen vor Jahrzehnten Zuflucht auf einem fremden Planeten gesucht haben, sind sie durch beständige Angriffe von Alien gezwungen unter der Erde zu leben und permanent vom Aussterben bedroht. Seit sie ein kleines Mädchen war, will Spensa den Himmel erobern um die Aliens zu bekämpfen und damit ihren Vater nacheifern. Dieser war ein Pilot, welcher in der entscheidenden Schlacht von seinem Team desertierte und deshalb getötet wurde – doch Spensa will dies nicht glauben.
Als Tochter eines Feiglings mag es noch so hoffnungslos sein in die Flugschule aufgenommen zu werden, Spensa ist dennoch fest entschlossen zu fliegen. Eine zufällige Entdeckung in einer längst vergessenen Höhle könnte ihr die Möglichkeit geben, die Sterne dennoch zu beanspruchen. Denn obwohl niemand Spensa vergessen lassen will, was ihr Vater getan hat, sind die Wege des Schicksals unergründlich.
Meinung
„Tremble and fear, all enemies!” he shouted. “For we shall shake the air with thunder and blood! Your doom is imminent!“
Claim the Stars! In „Skyward“ will die Hauptfigur unbedingt Pilot werden, um in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten, welcher ihrer Meinung nach zu Unrecht als Feigling gebrandmarkt wurde. Sie glüht für den Kampf gegen den Feind und gibt regelmäßig Sprüche voller Pathos ab. Und sie ist ein Mädchen. Mit einer männlichen Hauptfigur hätte die Geschichte für mich vermutlich nicht funktioniert, da ich sie als zu klischeehaft empfunden hätte, aber mit diesem Kniff sorgte Brandon Sanderson dafür, dass die Erzählung nicht zu pathetisch wurde.
Überhaupt hat Brandon Sanderson es geschafft, viele nervige Tropes auszulassen: Es gibt einen besten Freund und die beiden sind ein super Team – ohne dass eine Person in die andere verliebt wäre. In Spensas Klasse in der Flugschule sind mehrere Frauen dabei – aber es gibt keinen Zickenkrieg und sie sind ebenso gute Flieger wie die Männer. Zudem wurde das Thema Romantik in diesem ersten Band überhaupt fast komplett ausgespart – und es hat der Geschichte überhaupt nicht geschadet!
Stattdessen gibt es jede Menge Kampfszenen, im Simulator oder draußen mit echten Feinden. Trotz der großen Anzahl wurde mir nie langweilig dabei, denn trotz oder grad wegen der vielen detailliert beschriebenen Flugmanöver verbunden mit technischen Details wurden die Kämpfe plastisch erfahrbar. So bald es doch mal etwas langweilig zu werden drohte, gab es eine überraschende Entwicklung und die Spannung war wieder da.
„But do you realize what it’s doing to our society to train our children, practically from birth, to idealize and glorify fighting? […] We should be teaching our children to be more caring, more inquisitive—not only to destroy, but to build.“
Zudem hat mir an der Geschichte gut gefallen, dass Brandon Sanderson ganz nebenbei wichtige Themenkomplexe adressiert. Zum Beispiel wird der Militarismus, der in vielen Geschichten weitestgehend unkommentiert bleibt, hier von einigen Figuren kritisch betrachtet. Spensa, die zu Anfang der Geschichte trotz all ihrerer persönlichen Widrigkeiten eine überzeugte Anhängerin des derzeitigen Vorgehens ist, beginnt mit der Zeit das System allmählich zu hinterfragen, legt aber keine 180-Grad-Wendung hin.
Eng verknüpft damit ist auch, dass Spensa sich allmählich von den Heldengeschichten ihrer Großmutter distanziert. Zu Beginn des Buches folgt ein heroischer Spruch auf den nächsten, nicht nur, weil Spensa den anderen imponieren will, sondern sie glaubt diese tatsächlich. Doch das Buch macht deutlich, dass es das eine ist, über einen heldenhaften Tod zu reden, aber etwas völlig was anderes, den Tod von Kameraden mitzuerleben. Ist es wirklich tapfer, wenn Piloten ihr eigenes Leben geringer als ihre Flugzeuge schätzen und im Zweifel lieber mit diesen zerschellen?
„You get to choose who you are. Legacy, memories of the past, can serve us well. But we cannot let them define us. When heritage becomes a box instead of an inspiration, it has gone too far.“
Besonders gut gefiel mir, dass die vielen Nebencharaktere im Laufe der Handlung immer mehr ausgearbeitet werden und auch Entwicklungen durchmachen. Jede Figur hat ihre eigene Denk- und Redeweise, so dass sie auch ohne Hinweis nur an ihrer Art zu sprechen erkennbar wären. Und beim Showdown sind fast alle überlebenden Charaktere in irgendeiner Form am Geschehen beteiligt. Weshalb ich an dieser Stelle darauf verzichte, auf die einzelnen Figuren einzugehen, denn es könnte sonst zumindest indirekt sehr eindeutige Fingerzeige geben, wer nicht überlebt und wer im Laufe der Handlung noch so alles auftaucht. Aber lasst Euch gesagt sein, ich habe diesen wirklich grandiosen Cast ins Herz geschlossen und will niemanden missen.
Die einzige Sache, die mich mit der Zeit dann doch ein wenig störte, war die ständige Wiederholung der Geplänkel von Spensa und einer bestimmten Nebenfigur auf eine bestimmte Art in leicht abgewandelter Form. Ich fand sie eigentlich recht witzig, in der Menge wurde es mir dann doch etwas zu viel, schrieb es für mich aber unter Young Adult ab.
Insgesamt war es für mich ein tolles Lesevergnügen und ich habe das Buch in nur wenigen Tagen verschlungen. Vielleicht hat mir „Skyward“ sogar teilweise besser gefallen als andere Bücher von Brandon Sanderson, da die Erzählung mit für seine Verhältnisse relativ wenig Hintergrundgeschichte auskommt und die Charaktere sich alle an einem Ort befanden. Auf jeden Fall hat mir die Geschichte Lust auf die weiteren Teile gemacht, von der es zwei oder sogar drei geben soll. Bis es weitergeht: Bless your stars, Spensa!
Empfehlung?
Wenn Ihr Lust auf ein actiongeladenes Science-Fiction-Abenteuer mit einer weiblichen Hauptfigur habt, seid Ihr bei „Skyward“ genau richtig! Bei Eurer Kaufentscheidung solltet Ihr berücksichtigen, dass es sich um ein Young-Adult-Buch und nicht um die übliche epische Fantasy von Brandon Sanderson handelt. Wenn Ihr jedoch bereits „Steelheart“ und die Folgebände mochtet, dann wird Euch auch bestimmt dieses Buch gefallen.
In einem Satz
In diesem Science-Fiktion-Buch verfolgt eine Frau gegen alle Widerstände ihren Traum, Pilotin zu werden – inklusive actiongeladener Kampfszenen, tollen Nebencharakteren und echten Teamwork.
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