Lust auf eine Silkpunk-Welt, in der sich Menschen erst an der Schwelle zum Erwachsen sein für ein Geschlecht entscheiden? In der das Protektorat mithilfe von Tensoren, welche Zugang zum Slack haben, gegen die Maschinisten kämpfen, die ihnen nicht mehr ausgeliefert sein wollen? Eine Geschichte, in deren Mittelpunkt ein Paar Zwillinge stehen, welche die Kinder der Protektorin sind? Dann könnte „The Black Tides of Heaven“ von JY Yang etwas für Euch sein!
Originaltitel: „The Black Tides of Heaven“
Deutsche Übersetzung: Noch nicht angekündigt
Serie: Tensorate
Seitenzahl: 236 Seiten
Verlag: Tor.com
Veröffentlichungsdatum: 26. September 2017
Mokoya and Akeha, the twin children of the Protector, were sold to the Grand Monastery as infants. While Mokoya developed a strange prophetic gift, Akeha was always the one who could see the strings that moved adults to action. While Mokoya received visions of what would be, Akeha realized what could be. What’s more, they saw the sickness at the heart of their mother’s Protectorate.
A rebellion is growing. The Machinists discover new levers to move the world every day, while the Tensors fight to put them down and preserve the power of the state. Unwilling to continue to play a pawn in their mother’s twisted schemes, Akeha leaves the Tensorate behind and falls in with the rebels. But every step Akeha takes towards the Machinists is a step away from Mokoya. Can Akeha find peace without shattering the bond they share with their twin?
Inhalt
Mokoya und Akeha, die Zwillinge der Protektorin, wurden bereits als Säuglinge dem großen Kloster versprochen. Als Kinder werden sie dorthin gebracht und wachsen dort gemeinsam auf, bis eines Tages Mokoya eine prophetische Gabe entwickelt. Während Mokoya Visionen empfingen von dem, was sein würde, realisierte Akeha, was sein könnte. Und sie sahen die Krankheit im Herzen des Protektorats ihrer Mutter.
Unterdessen wächst eine Rebellion. Die Machinisten entdecken jeden Tag neue Hebel, um die Welt zu bewegen. Währenddessen kämpfen die Tensors darum, sie zu vernichten und die Macht des Staates zu erhalten. Akeha ist nicht gewillt, in den verdrehten Plänen ihrer Mutter weiterhin einen Bauern zu spielen. Akeha lässt das Tensorate hinter sich und begibt sich unter die Rebellen. Aber jeder Schritt, den Akeha zu den Maschinisten macht, entfernt sie einen Schritt von Mokoya. Kann Akeha Frieden finden, ohne die Bindung, die sie mit ihrem Zwilling teilt, zu zerstören?
Meinung
Diese Novelle ist in vielerlei Hinsicht erfrischend anders. Das fängt damit an, dass Kinder von sich als singuläres they bzw. their denken und sprechen. Geschlechtsbezogenen Pronomen werden von ihnen bis zur „Bestätigung“ ihres Geschlechts an der Schwelle zum Erwachsenenalter nicht genutzt. Hier fließt vermutlich ein, dass sich JY Yang selbst als queer und nicht-binär identifizieren. Mir hat dieser Ansatz wirklich gut gefallen und mich fragen lassen, warum wir das nicht genauso handhaben. Generell kommen in der Geschichte viele verschiedene sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten vor. Außerdem fand ich es sehr positiv, dass grad zu Beginn sehr viel Zeit auf die Schilderung des geschwisterlichen Bandes zwischen Hauptfigur Akeha und Zwilling Mokoya verwendet wurde.
JY Yang hat darauf verzichtet, die Handlung durchgehend zu erzählen. Stattdessen gibt es nach ein paar Kapitel immer wieder klar gekennzeichnete Zeitsprünge von mehreren Jahren, wo die Handlung unvermittelt wieder einsetzt. Für mich hat das in der Novelle sehr gut funktioniert, denn auch wenn wir dadurch nur einzelnen Episoden beiwohnen, behält die Geschichte so ein zügiges Tempo bei und es kann auf Überleitungen verzichtet werden. Aber für manche Person, die an mehr Details und Entwicklung interessiert ist, könnte diese Art der Erzählung sich auch als unbefriedigend erweisen. Es sollte eben keine komplett ausgearbeitete Geschichte erwartet werden.
„The powerful can make the truth dance to their song.“
Doch obwohl aufgrund der Gestaltungsform weniger Platz für aufwendige Beschreibungen bleibt, empfand ich die Welt als recht komplex ausgearbeitet und damit interessant angelegt. Es gibt mit dem Slack (da nutzt JY Yang wohl einen Instant-Messaging-Dienst sehr gerne) eine faszinierende Art von Magie, die – auch wenn nicht ins Detail ausgearbeitet – bestimmten Bedingungen und Regeln unterliegt, zudem nur von den sogenannten Tensoren ausgeübt werden kann. Da sind verschiedene Gruppierungen, die noch etwas mit Ausarbeitung und Backstory vertragen hätten, und mit der Protektorin ist eine spannende weibliche Feindfigur vorhanden.
Zur Story selbst möchte ich gar nicht viele Worte verlieren, außer dass sie zumindest für mich einige Überraschungen bot und ich mich sehr darüber gefreut habe, dass die üblichen Eifersuchtsdramen ausgespart wurden. Manches bleibt noch unklar, aber da „The Black Tides of Heaven“ sich zwar als Standalone lesen lässt, aber zugleich den Beginn der Tensorate-Serie darstellt, ist dies verkraftbar. Alternativ lässt sich übrigens auch „The Red Threads of Fortune“ als Auftakt lesen. Für mich war die Geschichte eine tolle Einführung in das Silkpunk-Genre und ich werde mir auch die anderen Novellen besorgen.
Empfehlung?
Von mir auf jeden Fall für Fans von Epic Fantasy, die Diversität schätzen und nach Steampunk gern mit Silkpunk was Neues ausprobieren wollen. Allerdings handelt es sich um keine voll entwickelte Geschichte, sondern um verschiedene aneinander gereihte Episoden, die immer wieder Schlaglichter auf die Hauptfigur Akeha werfen.
In einem Satz
Erfrischende Epic-Fantasy-Novelle mit viel Diversität und faszinierender Magie, die nicht zuletzt mit dem Silkpunk-Setting neue Wege beschreitet.
Hallo Elena,
tolle Rezension.
Ich hatte die Novelle vor ein paar Monaten gelesen und Band 2 ist bereits auf meinem Kindle. Es gibt mittlerweile bereits eine 3. Novella in der Reihr und eine 4. wird folgen. Ich glaube Yy Yang plant auch einen Roman in der Welt, was ich toll fände.
LG
Elisa
Hallo Elisa,
ja, habe schon gesehen, dass die dritte Novelle bereits draußen ist und noch mehr folgen soll, so hatte ich auch die Beschreibungen verstanden. Von dem Roman wusste ich allerdings bisher noch nicht. Mal schauen, was sie da genau planen 🙂
Priorität hat allerdings für mich erstmal „The Murderbot Diaries“, wo alle vier Novellen bereits draußen sind und ich den ersten Teil sehr vielversprechend fand. Grad habe ich übrigens gesehen, dass es da wohl 2020 auch eine Roman geben wird.
(Ich komme halt einfach mit dem Rezensieren nicht hinterher, da ist die Novelle hinten runtergefallen *seufz*)
Liebe Grüße
Elena
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